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Medizin

Armuts-Stress macht krank

Schlecht bezahlte Arbeit kann Herzinfarkt-Risiko verdoppeln

Schon länger ist bekannt, dass psychosoziale Belastungen das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen: Je niedriger der soziale Status einer Person, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung. Nun haben Wissenschaftler herausgefunden, welche Arten von Stressbelastung besonders schlecht für die Herzgesundheit sind und warum der Herzinfarkt keineswegs eine reine „Manager-Krankheit“ ist.

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"Anstrengende Arbeit mit geringer Kontrolle über die eigene Tätigkeit sowie hohe berufliche Verausgabung ohne entsprechende Belohnung durch Geld, Anerkennung, Aufstiegschancen oder Arbeitsplatzsicherheit gehen mit einer Risikoverdoppelung der Koronaren Herzkrankheit einher", erklärte Johannes Siegrist vom Institut für Medizinische Soziologie der Heinrich Heine Universität Düsseldorf auf der 72. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim. "Diese Bedingungen sind bei Erwerbstätigen mit niedrigem Sozialstatus häufiger und können weniger gut kompensiert werden. Gleiches gilt für chronische familiäre Konflikte und soziale Isolation", fügt Siegrist hinzu.

Neuere Forschungsergebnisse haben gezeigt, so der Experte, dass derartige psychosoziale Stressbelastungen zu einem gesteigerten Konsum gesundheitsschädigender Substanzen führen. Doch das allein erkläre noch nicht das hohe Herz-Risiko: "Es kommt auch zur fortgesetzten Aktivierung des autonomen Nervensystems, was die Stress-assoziierten Schädigungen des kardiovaskulären Systems vorantreibt", so Siegrist über den medizinischen Hintergrund.

Der Stellenwert psychosozialer Stressbelastungen wird nach wie vor häufig unterschätzt, kritisiert Siegrist. Seiner Meinung nach müssten Ärzte das Sozial-Risiko in Sachen Herz in stärkerem Maße berücksichtigen: "Wichtige soziale Stressoren und unangemessene Formen der Stressbewältigung lassen sich im Anamnese-Gespräch und mit Screenigverfahren identifizieren. Und es stehen auf diesen Informationen aufbauende ärztliche Maßnahmen zur Stressbewältigung zur Verfügung, zum Beispiel Entspannungsverfahren oder die Überweisung an psychotherapeutische Spezialisten."

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(idw – Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V., 25.04.2006 – AHE)

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