Anzeige
GeoUnion

Hominiden-Forscher geehrt

Communicator-Preis 2006 geht an Friedemann Schrenk

Friedemann Schrenk © Universität Frankfurt

Der "Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes" geht in diesem Jahr an Friedemann Schrenk. Der Frankfurter Professor für Paläobiologie wird für seine herausragenden Leistungen in der Vermittlung seiner wissenschaftlichen Arbeit in die Öffentlichkeit ausgezeichnet. Im Zentrum seiner Forschung stehen die Hominiden Afrikas, unsere frühen Vorfahren.

„Was ist der Mensch? Wie ist die Gattung Homo sapiens entstanden?" – der Forschungsschwerpunkt von Friedemann Schrenk liegt in der Paläoanthropologie. Ziel seiner Forschungen ist die Entwicklung eines ganzheitlichen Bildes der Evolution des Menschen, auch in Abhängigkeit von wechselnden Klima-, Umwelt- und Nahrungsbedingungen. Schrenk, Leiter der Paläoanthropologischen Abteilung des Forschungsinstituts Senckenberg, besitzt die einzige Grabungslizenz für Ostafrika und ist vor allem in Malawi und Tansania tätig.

Klimawandel begünstigt Menschheitsgeschichte

Schrenk gelang die systematische Erforschung des vor etwa 5 – 2,5 Millionen Jahren vor Christus einsetzenden Klimawandels in Afrika. Das trockenere, kühlere Klima hatte Auswirkungen auf die Umwelt unserer dort lebenden frühen Vorfahren, den Hominiden. Die Veränderung von Habitat und verfügbarer Nahrung führte, so Schrenk, zu einem einschneidenden Ereignis: „Mit der Erfindung der Werkzeugkultur durch Homo rudolfensis vor 2,5 Millionen Jahren setzte die kulturelle Evolution ein, die uns heute dazu befähigt Computer zu bedienen, zum Mond zu fliegen und Autos zu fahren.“

Wissenschaftlich engagiert sich Schrenk jedoch nicht nur in Kenia und Malawi: Mit der Einrichtung einer neuen DFG-Forschergruppe, deren Co-Sprecher Schrenk seit der Projektgenehmigung im Januar 2006 ist, stehen nun Grabungen in Uganda an. Das aus mehr als 10 Projekten bestehende Vorhaben untersucht die geologischen Ursachen für die Heraushebung des Rwenzori-Gebirges im Westen Ugandas. Schrenks Forschungsziel ist es, die klimatischen Auswirkungen des Uplifts und die sich daraus für unsere Vorfahren ergebenden Veränderungen des Lebensraums näher unter die Lupe zu nehmen.

Engagement für die Öffentlichkeit

Doch Schrenks Verdienste beschränken sich nicht nur auf seine wegweisenden Forschungsergebnisse. Vielmehr konnte mit seiner Hilfe in Malawi das Wissenschafts- und Kulturzentrum Karonga aufgebaut werden. Hier können sich Schüler und Lehrer über prähistorische Landschaften, Tiere sowie frühe Menschen und deren Lebensweise informieren. Schrenk hat durch die Gründung dieses Zentrums einen wichtigen Beitrag für die Förderung der kulturellen Identität in Malawi geschaffen. Ihm ist es gelungen, Wissenschaft zu vermitteln und gleichzeitig zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung beizutragen.

Anzeige

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit Schrenks ist die Initiierung des Programms „Hominiden machen Schule“, das den Afrikanisch-Deutschen Dialog zwischen Schülern und Lehrern in Deutschland, Kenia und Malawi fördert. Mit diesem Programm wurde im Februar 2006 der Startschuss zum Austausch zwischen jeweils einer deutschen und zwei afrikanischen Partnerschulen – in Kenia und Malawi – gegeben. Als Verständigungsvehikel dienen unsere Vorfahren: Hominiden-Abgüsse werden von einer deutschen Schule gekauft; ein Abguss geht an den Käufer und zwei reisen zurück in ihre Fundheimat Afrika, wo es um Lehrmittel in örtlichen Schulen eher schlecht als recht bestellt ist. Evolutions- und Biologieunterricht sollen auf diese Weise sowohl in Deutschland als auch in Afrika bereichert werden.

Das Leben in Kürze:

Friedemann Schrenk wurde 1956 in Stuttgart geboren und studierte Geologie, Zoologie und Paläontologie an der TU Darmstadt und in Johannesburg (Südafrika). Nach seiner Promotion an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main im Jahr 1987 war Schrenk Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für Morphologie des Universitätsklinikums Frankfurt und anschließend ein Jahr am Lehrstuhl für Spezielle Zoologie an der Universität Tübingen. Von 1988 bis 2000 war der Preisträger zunächst als Kustos in der Geologisch-Paläontologischen und Mineralogischen Abteilung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt tätig, später als Abteilungsleiter. Seit April 2000 hat Schrenk eine Professur für Paläobiologie der Wirbeltiere an der Universität Frankfurt/Main inne und ist Leiter der Abteilung für Paläoanthropologie und Quartärpaläontologie am Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg, einem der 84 Leibniz-Institute.

Mit dem Communicator-Preis, der dieses Jahr zum siebten Mal verliehen wird, werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet, die sich nachhaltig und in herausragender Weise um die Vermittlung ihrer Arbeit in eine breite Öffentlichkeit bemühen. Eine Jury aus Wissenschaftsjournalisten, Kommunikations- und PR-Fachleuten beurteilt die Bewerbungen nach den Kriterien Relevanz, Zielgruppe, Originalität und Nachhaltigkeit. Der Preis wird gemeinsam von den Präsidenten des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) am 18. Juli 2006 im Nymphenburger Schloss in München verliehen.

(Universität Frankfurt; DFG, 18.04.2006 – AHE)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

News des Tages

Mittelmeer

Umgekippte Erdplatte im Mittelmeer entdeckt

Wie Urzeit-Mikroben Wasserstoff spalteten

Neue Hoffnung für Voyager 1

Bücher zum Thema

keine Buchtipps verknüpft

Top-Clicks der Woche