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Botanik

Pflanzen im Schwitzkasten

Anstieg von Temperatur und Kohlendioxidgehalt bedroht Europas Pflanzenwelt

Über die Hälfte aller Pflanzenarten sind in Europa durch den Klimawandel ernsthaft bedroht. Vor allem Teile der Gebirgsflora in mittleren und hohen Lagen wird durch den Anstieg von Temperatur und Kohlendioxidgehalt verdrängt. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam unter Leitung des Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle (UFZ).

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Besonders dramatisch werde sich nach Ansicht der Wissenschaftler die Situation in den mittleren bis hohen Lagen der Gebirgsregionen entwickeln. Denn die Pflanzen in diesen Höhenlagen seien sehr spezialisiert und könnten sich deshalb schlechter an Veränderungen anpassen. Das betreffe neben den Alpen und Pyrenäen vor allem große Teile des Mittelmeerraumes und Osteuropas. Geringer seien die Verluste der Artenvielfalt dagegen in Skandinavien und im Bereich des Atlantiks. Die Wissenschaftler hatten den Einfluss verschiedener Klimaprognosen auf 1.350 europäische Pflanzenarten berechnet. Diese Klimaprognosen rechnen mit einem Ansteigen der Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre bis zum Doppelten der heutigen Werte und einem Ansteigen der Mitteltemperatur um bis zu vier Grad im Jahre 2080.

Das Forschungsprojekt ALARM wird von Josef Settele vom UFZ Leipzig-Halle koordiniert und nimmt vier Bereiche unter die Lupe, denen ein Rückgang der biologischen Vielfalt zugeschrieben wird: den Klimawandel, den Verlust an Bestäubern wie Bienen, Hummeln und Schmetterlingen, die in der Umwelt vorhandenen Schadstoffe sowie die Invasion gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten. Die Wissenschaftler arbeiten in über 40 verschiedenen Untersuchungsgebieten verteilt über ganz Europa und Südamerika. Zum Ende der Projektlaufzeit 2009 erhoffen sich die Projektinitiatoren einen gewaltigen Wissenszuwachs – allein aufgrund der nie da gewesenen Breite und Vielschichtigkeit der Untersuchungen.

Der Umweltrat der europäischen Union hat in einer Erklärung im Vorfeld der 8. UNO-Konferenz zur biologischen Vielfalt im südbrasilianischen Curitiba die Notwendigkeit betont, die Biodiversitätsforschung zu verstärken. Das Biodiversitäts-Monitoring sei eine zentrale Komponente, um die Ziele der Biodiversitätskonvention zu erreichen. Die Teilnehmer des UNO-Umweltgipfels von Rio de Janeiro hatten 1992 beschlossen, die Zerstörung der Umwelt und Artenvielfalt bis 2010 entscheidend zu verringern.

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Die Biodiversitätskonvention (englisch: Convention on Biological Diversity, CBD) soll die Artenvielfalt der Erde schützen. Die Unterzeichner verpflichten sich, die biologische Vielfalt (Biodiversität) sowohl in ihren eigenen Ländern zu schützen als auch geeignete Maßnahmen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt auf globaler Ebene zu unterstützen. Biologische Vielfalt umfasst dabei die genetische Vielfalt innerhalb einzelner Arten, die Artenvielfalt und die Vielfalt der Ökosysteme. Inzwischen wurde die Konvention von 187 Staaten sowie der EU unterzeichnet.

(Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ), 12.04.2006 – AHE)

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