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Umwelt

„Weltraum-Gülle“ schont Umwelt

Satellitengestützte Ausbringung von Tiermist soll vor Überdüngung schützen

Gülle ist der wichtigste Dünger in der viehhaltenden Landwirtschaft. Doch sein unkontrolliertes Ausbringen birgt auch Gefahren: Eine Überdüngung belastet die Umwelt, ist mitverantwortlich für das Waldsterben und kann auch dem Menschen schaden. Wissenschaftler entwickeln nun eine Methode, wie Ackerflächen mithilfe modernster Satellitentechnik optimal und präzise gedüngt werden können. Das Verfahren wird derzeit im Feldversuch getestet und soll zukünftig einen Nährstoffüberschuss oder -mangel vermeiden.

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"Ziel des Projektes ist es, die Güllemenge abhängig vom tatsächlichen Nährstoffbedarf auf Flächen zu regulieren, um somit einen lokalen Nährstoffüberschuss und -mangel zu verhindern", erklärt Jürgen Schellberg vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Durch die Kartierung bisheriger Erträge und Bodenproben sollen der Nährstoffentzug und die erforderliche -ergänzung auf Feldparzellen genau errechnet werden. Das Ergebnis wird in einem Geoinformationssystem abgespeichert und dann auf dem Bordrechner des Schleppers abgelegt. Ein Geoinformationssystem ist ein rechnergestütztes System, das aus Hardware, Software, Daten und den Anwendungen besteht. Mit ihm können raumbezogene Daten digital erfasst, analysiert, modelliert und präsentiert werden.

Die Position des Güllewagens wird dann mittels Global Positioning System (GPS) bestimmt und die für die jeweilige Position passende Menge über ein Steuerventil am Güllefass reguliert. "Das neuartige Verfahren, das bisher weltweit noch nicht bearbeitet wurde, wird die Landwirtschaft noch umweltfreundlicher und ressourcenschonender machen", erklärt Franz-Georg Elpers von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, die das Projekt mit 160.000 Euro unterstützt. Doch nicht nur das: "Die Anwendung der neuen Düngemethode schont die Umwelt, ohne dass der Landwirt Ertragseinbußen befürchten muss."

Gülle enthält Stickstoffverbindungen wie etwa Nitrat, die im Boden natürlich vorkommen. Da Pflanzen diesen "Baustein des Lebens" zum Aufbau von Eiweiß benötigen, ist die organische Düngung unerlässlich. Stickstoff wird dem Boden als Dünger zusätzlich zugeführt, um die Erträge zu sichern. Wenn Grünland oder Äcker zu stark gedüngt werden, versickern die Nährstoffe im Grundwasser, verwandeln sich in Nitrit und können dem Menschen gefährlich werden. Wird die benötigte Düngemenge ungenau berechnet und die Gülle nach dem Gießkannenprinzip, nicht nach den Notwendigkeiten einzelner Parzellen, verteilt, kann dies zu einem Überschuss führen. "Dass innerhalb der Grünland- und Ackerböden die Güllemenge unterschiedlich verteilt werden müsste, wird bei der bislang herkömmlichen Düngung nicht berücksichtigt," betont Walter Kühbauch von der Uni Bonn. Die Methode, an der das Forschungsinstitut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz zurzeit arbeitet, soll Abhilfe schaffen.

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(idw – Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), 10.04.2006 – AHE)

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