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Energie

Öl aus Abfall

Altkunststoffe als neue Triebstoffquelle?

Öl aus Kunststoffgehäusen © FH Gießen-Friedberg

Aus Plastikabfällen Öl herstellen – unmöglich? Keineswegs. Zumindest für Forscher vom Labor für Entsorgungstechnik der Fachhochschule Gießen-Friedberg. Ihnen ist es mit Hilfe einer neuen Technik gelungen, alte Plastik-Kanister, Zahnpastatuben oder PET-Getränkeflaschen in wertvolle Treibstoffquellen umzuwandeln.

Mit der Gewinnung von Treibstoffen aus Tierfett befasst sich ein Forschungsprojekt der FH Gießen-Friedberg. Als Nebenprodukt der Untersuchungen im Pilotmaßstab wurde eine neue Ölquelle entdeckt: Plastikabfälle.

"Das Öl produzierende Verfahren funktioniert auch mit alten Kunststoffen – von der Zahnpastatube bis zum Gehäuse ausrangierter Elektrogeräte", erläutert Professor Ernst Stadlbauer von der Fachhochschule Gießen-Friedberg.

Bei der Ölgewinnung aus Plastikabfällen setzen die Wissenschaftler spezielle Katalysatoren ein. Diese können lange Kohlenstoffketten der Kunststoffe bei etwa 350 bis 400 Grad an bestimmten Stellen gezielt auseinander brechen. Das Projektteam hat dafür den Ausdruck: "Thermokatalytisches Kracken" geprägt.

1.000 Kilogramm Abfall werden zu 1.000 Liter Öl

Der entwickelte Reaktor bringt den zerkleinerten Plastikabfall und die hochwirksamen Katalysatoren in innigen Kontakt. Er ist unter dem Namen "Thermokatalytischer Schlaufenreaktor" patentiert. Die besten Öle werden nach Angaben der Forscher mit Kunststoffabfällen auf der Basis von Polyethylen und Polypropylen gewonnen. Die Ausbeute dabei beträgt 80 bis 90 Prozent. Aus 1.000 Kilogramm Abfall werden etwa 1.000 Liter Öl gewonnen.

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Auch Polystyrol, Polycarbonat und die vielseitige PET-Getränkeflasche sind verwendbar. In der Bundesrepublik fallen jährlich etwa fünf Millionen Tonnen Kunststoffe an.

Neues Einsatzgebiet für die Reaktortechnik

Beim industriellen Kooperationspartner der Hochschule stößt die neue Entdeckung der des Forscherteams um Sebastian Bojanowski, Sajjad Hossein, Astrid Fiedler, Claudia Steller, Rebekka Sauer und Lisa Beermann auf starkes Interesse: "Für unsere patentierte Reaktortechnik tut sich damit neben Klärschlamm und Altfett ein völlig neues Einsatzgebiet auf", so Olaf Grimmel von W+F Grimmel Wassertechnik.

Bernhard Jehle vom Entsorgungsspezialisten ZM Elektronik Recycling sieht neue Alternativen zum Schließen von Stoffkreisläufen: "Dieses Verfahren bietet ganz neue Möglichkeiten des rohstofflichen Kunststoffrecycling. Die anfallenden Kunststoffabfälle können einem neuen Lebenszyklus zugeführt werden."

Um das Verfahren einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und verständlich zu machen, wurde in Zusammenarbeit mit den Studierenden Dorina Benz und Martin Kosa vom Studiengang Technische Redaktion und Multimediale Dokumentation der FH ein Film mit dem Titel "Öl aus Abfall" gedreht. Er wird demnächst im Offenen Kanal der Stadt Gießen gesendet. Der Fachwelt wird das Verfahren bei der Achema in Frankfurt vom 15. bis 19. Mai 2006 auf dem Gemeinschaftsstand Hessischer Hochschulen vorgestellt. Die Achema ist die weltweit größte Messe für chemische Verfahrenstechnik und Apparatebau.

(idw – Fachhochschule Gießen-Friedberg, 24.03.2006 – DLO)

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