Krebspatienten, die eine Chemotherapie bekommen, haben häufig mit vielen Nebenwirkungen der Behandlung zu kämpfen. Nun haben Wissenschaftler steuerbare Partikel für eine schonendere Chemotherapie entwickelt. Die winzigen Nano-Depots sind mit medizinischen Wirkstoffen gefüllt, die direkt am Tumor aktiviert werden und so den Rest des Körpers weniger belasten.
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Zu den gängigen Tumorbehandlungen zählen operative Entfernung, Bestrahlung und Chemotherapie des bösartigen Gewebes. Eine weitere Methode ist die Überwärmung (Hyperthermie) und gleichzeitige Zerstörung von Tumorzellen durch die Zuführung aufheizbarer Polymerpartikel.
Mit Unterstützung der AiF ist es Wissenschaftlern der Fachhochschule Aachen gelungen, medizinische Wirkstoffe in thermosensitive magnetische Partikel einzuschließen. Die Medikamente können über ein äußeres Magnetfeld kontaktfrei zu Tumoren dirigiert werden, wo sie durch künstliche Erwärmung gezielt freigesetzt werden, ohne den Gesamtorganismus zu belasten.
Wirkstoffe in wenigen Minuten einsatzbereit
Bei Temperaturerhöhung schrumpfen die Polymergele und die Gesamtmasse wird durch die Freisetzung von Wasser aus dem Gelinneren um über 90 Prozent reduziert. Die eingekapselten Substanzen werden innerhalb weniger Minuten frei. Diese Technologie der steuerbaren Drug Depots ermöglicht, so die Wissenschaftler, eine effektive lokale Chemotherapie. Am Tumor selbst können deutlich höhere Wirkstoffdosen eingesetzt werden, während der restliche Organismus weitgehend geschont wird.
In Zukunft wollen die Wissenschaftler die Methode aber nicht nur in der Krebstherapie nutzen. Enzymbeladene Polymerträger könnten schon bald auch als manipulierbare Nano- oder Mikrowerkzeuge im menschlichen Körper dienen, die Blutgerinnsel auflösen oder Tumormarker und Kontrastmittel an bestimmten Zielorten freisetzen.
(idw – AiF, 08.03.2006 – DLO)