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Ökologie

Galapagos: Naturschutz verliert 0:1 gegen Fischer

Streit um Fischereirechte endet zu ungunsten des Naturschutzes

Weltnaturerbe Galapagosinseln © NASA/GSFC

Auf den Galapagosinseln tobt zur Zeit ein Streit zwischen den Interessen der Fischer und der Naturschützer. Fast zwei Wochen lang hatten revoltierende Fischer die Zufahrt zur Charles-Darwin-Forschungsstation und den Gebäuden des Nationalparkes blockiert und damit Station und Park de facto lahm gelegt.

Nachdem die protestierenden Fischer auf den Galapagos Inseln am vergangenen Freitag ihre Proteste beendet hatten, lief gestern der Forschungsalltag auf der Charles Darwin Station in Puerto Ayora wieder langsam an. „Wir sind noch immer unter Schock“, sagt der deutscher Biologe Helmuth Rogg, der als Abteilungsleiter auf der Darwin Station arbeitet.

Neun Tage lang waren die Station und der Nationalpark von rebellierenden Fischern belagert worden und es wurde gegen Ende immer unklarer, ob die Situation noch friedlich bewältigt werden könnte oder in Gewalt eskalieren würde. Fischer lokaler Kooperativen hatten versucht, mit ihren Protesten die Realisation eines 18-Punkte Katalogs zu erzwingen, der ihnen die Fischerei in dem geschützten Gebiet wesentlich erleichtert und ihnen eindeutige Privilegien zuspricht. Die örtlichen Behörden waren nicht eingeschritten und hatten die Fischer gewähren lassen.

Erst als sich der Druck auch aus dem Ausland, etwa durch die deutsche Botschaft und sämtliche auf Galapagos aktiven Naturschutzorganisationen, erhöhte, kam es zu einem Komprimiss. Am vergangenen Freitag einigten sich Vertreter des Umweltministeriums und der Fischer. „Diese Einigung ist fatal für Galapagos“ sagt Dr. Christof Schenck, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. „Denn im wesentlichen wird fast allen Punkten der Fischer nachgegeben. Das gefährdet einen über Jahre aufgebauten Prozess, in dem versucht wurde, mit Vertretern aller Interessengruppen – also Fischer, Naturschutz und Tourismus – an einem Tisch zu arbeiten. Das scheint nun vorbei, die Fischer haben ihren Willen.“

Für die Natur auf Galapagos habe dies sicherlich größere Auswirkungen als es der Ölunfall der Jessica vor drei Jahren hatte, so Schenck. Vor allem die Tatsache, dass eine Kommission, die nur noch aus Fischerei und dem Ministerium besteht, beispielsweise über Regelungen der Langleinenfischerei oder der Zulassung von Sportfischerei entscheide, sei absurd.

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Die Fischer haben der Regierung nun eine Frist von 60 Tagen eingeräumt, ihre Forderungen zu erfüllen, ansonsten wolle man die Proteste in verschärfter Form fortsetzen. Für Helmuth Rogg und die Wissenschaftler auf der Station eine beunruhigende Aussicht, zumal sie feststellen mussten, dass sie bei ähnlichen Ereignissen nicht auf die Unterstützung von Seiten der Polizei oder Marine hoffen können.

(Zoologische Gesellschaft Frankfurt, 04.03.2004 – NPO)

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