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Energie

Wie lange reichen die Uranvorräte?

Streit um Rohstoffreichweiten und Nutzen der Atomkraft

Der Rohstoff Uran ist spätestens in 65 Jahren weltweit erschöpft. Dies geht aus einem umfassenden Report zu Uran hervor, den jetzt die Umweltorganisation Greenpeace in Berlin vorgestellt hat. Aus Sicht von Greenpeace ist die Atomkraft schon deshalb gänzlich ungeeignet, um Deutschland eine energiepolitische Versorgungssicherheit zu garantieren.

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Die Uran-Studie, die auf Basis von Daten der Konferenz für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erstellt wurde nach, dass die Uranvorkommen auch bei reduziertem Bedarf spätestens 2070 ausgebeutet sein werden.

Zu einer ganz anderen Einschätzung der Lage bei den Uranvorräten ist dagegen gestern das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in einer ersten Stellungnahme zum Greenpeace-Report gekommen: „Bei einer sachlichen Betrachtung zeigt sich, dass die weltweiten Uranvorkommen einen dauerhaften, weltweiten Einsatz der Kernenergie für mindestens die nächsten 200 Jahre ermöglichen. Die Uran-Versorgungssicherheit ist im Vergleich zu Gas und Öl sehr hoch, da die Uranreserven in überwiegend politisch stabilen Regionen (zum Beispiel Kanada, Australien, Südafrika) liegen. Deutschland importiert fast 50 Prozent des Natururans aus Kanada.“

Und weiter: „Bei dieser Betrachtung ist noch nicht berücksichtigt, dass zum Beispiel durch die Wiederaufarbeitung und neue Techniken die Reichweite des Urans wesentlich verlängert werden kann.“

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Konfliktbeladener Rohstoff

„Die CDU muss sich langsam mit der Tatsache befassen, dass Atomkraft unser Land nicht aus seiner energiepolitischen Abhängigkeit führen kann“, sagt dagegen Thomas Breuer, Atomexperte von Greenpeace. „Im Gegenteil: Größter Uranlieferant der Europäischen Union ist Russland. Bundeswirtschaftsminister Glos will die Bevölkerung wohl hinters Licht führen, wenn er die Sorge vor einer Abhängigkeit von Russland am Gasmarkt dazu nutzt, die Atomenergie zu propagieren.“ Etwa ein Viertel der Uranlieferungen an die Europäische Union kam im Jahre 2004 aus Russland. Weitere große Lieferanten sind Australien, Kanada, Kasachstan, Usbekistan und Niger.

Zudem ist Uran nach Meinung von Greenpeace ein äußerst konfliktbeladener Rohstoff. Neben Plutonium ist er einer der Grundstoffe für Atombomben. Länder, die eine zivile Atomwirtschaft besitzen, verfügen auch über das technische Wissen zum Bau von Atombomben. Hier liegt auch die Ursache des Atomstreits mit dem Iran. Seinen Wunsch nach einer Urananreicherungsanlage begründet der Iran damit, eine eigene Brennstoffversorgung herstellen zu wollen. Doch mit der gleichen Technologie kann man ebenso Uran für Atombomben anreichern.

„Die Bundesregierung besitzt hohe außenpolitische Glaubwürdigkeit, wenn sie im internationalen Atomstreit mit dem Iran diesen von seinen atompolitischen Plänen abbringen möchte“, erklärt Breuer. „Nur ein Land, das selbst aus der Atomtechnologie aussteigt, kann anderen Ländern glaubwürdig vermitteln, diesen energiepolitischen Irrweg des zwanzigsten Jahrhunderts zu vermeiden.“

Keine Lösung für den Klimaschutz

Die deutlich begrenzten Uranvorkommen zeigen aus Sicht von Greenpeace auch, dass Atomenergie nicht die Lösung für den Klimaschutz ist. Die Atomkraft deckt derzeit nur rund sieben Prozent des weltweiten Energiebedarfs. Würde dieser Anteil klimarelevant erhöht, wären die Uranressourcen in kurzer Zeit erschöpft.

Völlig ausgeblendet wird in der Diskussion auch die massive Umweltzerstörung, die mit der Gewinnung von Uran einhergeht. Nur ein kleiner Teil der Uranvorräte liegt in Lagerstätten mit hoher Konzentration. Beim Abbau von Uranvorräten mit geringerer Konzentration wird unverhältnismäßig viel Natur zerstört. Genau um diese Lagerstätten geht es aber bei einer Ausweitung der Abbaukapazitäten von Uran.

„Versorgungssicherheit und Umweltschutz lassen sich mit Atomkraft nicht realisieren. Die einzige Antwort auf die Energiefrage in Deutschland sind Erneuerbare Energien und Effizienz – dazu gehört zum Beispiel Energiesparen und die Wärmedämmung von Gebäuden“, so Thomas Breuer.

(Greenpeace / BMWi, 10.02.2006 – DLO)

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