Wenn es im letzten Jahrhundert keine Vulkanausbrüche gegeben hätte, wären die globalen Meerestemperaturen und auch der Meeresspiegel noch höher gestiegen als ohnehin schon. Das zeigen jetzt in „Nature“ veröffentlichte Berechnungen auf der Basis aktueller Klimamodelle, die die Wirkung der Aschenwolken und Aerosole auf das Klima analysierten.
In Abhängigkeit von der Meerestemperatur dehnt sich das Wasser der Ozeane aus oder zieht sich zusammen. Durch diese thermische Ausdehnung steigt der Meeresspiegel bei Erwärmung und sinkt bei Abkühlung. Weltweit hat sich die Durchschnittstemperatur der Meere, gerechnet bis in eine Tiefe von 300 Metern, durch die ansteigende Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre in den letzten Jahrzehnten um rund 0,37 Grad Celsius aufgewärmt. Obwohl dieser Wert auf den ersten Blick gering erscheint, verursachte er immerhin einem Meeresspiegelanstieg von mehreren Zentimetern – und dies, ohne das andere Einflüsse wie schmelzende Gletscher mit eingerechnet werden.
Doch dieser Anstieg hätte noch viele stärker ausfallen können, wie die neuen Erkenntnisse zeigen – gäbe es die Vulkane nicht. Wissenschaftler des Lawrence Livermore National Laboratoriums (LLNL) in Kalifornien und des National Center for Atmospheric Research sowie der Universität von Reading und des Hadley Centers in Großbritannien testeten die Auswirkungen von vulkanischen Eruptionen auf zwölf aktuelle Klimamodelle. Sie verglichen Simulationen für den Zeitraum von 1880 bis 2000 mit tatsächlichen Beobachtungen.
Aerosole blockieren Sonnenlicht
Es zeigte sich, dass sowohl die Meereserwärmung als auch der Meeresspiegelanstieg des 20. Jahrhunderts unter anderem durch die Eruption des Krakatau in Indonesien im Jahr 1883 signifikant reduziert wurde. Die vulkanischen Aerosole blockierten das Sonnenlicht und sorgten so für eine Abkühlung der Meeresoberfläche. „Die Meereserwärmung stoppt plötzlich“, erklärt Peter Gleckler, Atmosphärenforscher am LNLL. „Die Abkühlung setzte sich bis in tiefere Schichten des Ozeans fort, wo sie noch Jahrzehnte nach dem Ereignis erhalten blieb“, so der Forscher weiter. „Wir stellten fest, dass vulkanische Effekte den Meeresspiegel für viele Dekaden beeinflussen können.“
Die Wissenschaftler testen auf gleiche Weise auch die Auswirkungen der Eruption des Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991, die in Größe und Intensität mit der des Krakatau vergleichbar war. Auch sie führte zu einer ähnlich starken Abkühlung der Meeresoberfläche. Diese Wirkung allerdings verging deutlich schneller – nach Ansicht der Forscher eine Folge der zu dieser Zeit bereits stärkeren Erwärmung des Meerwassers.
„Die hitzebremsenden Effekte des Pinatubo und anderer Eruptionen im späten 20. Jahrhundert werden durch die beobachtete Erwärmung der oberen Meeresschichten ausgeglichen – und diese ist primär auf menschlichen Einfluss zurückzuführen“, so Gleckler.
(LNLL, 10.02.2006 – NPO)