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Astronomie

„Großer Bruder“ des Pluto entdeckt

Eisiger, bisher erdähnlichster Exoplanet mit nur der fünffachen Erdmasse

So könnte der neu entdeckte Exoplanet aussehen © ESO

Astronomen haben einen neuen extrasolaren Planeten entdeckt, der erdähnlicher ist als alle rund 170 bisher beobachteten Exoplaneten. Der neue Planet ist nur fünf Mal größer als die Erde und besitzt höchstwahrscheinlich eine Oberfläche aus Eis und Gestein. Entdeckt wurde er mithilfe der Gravitatiosnlinsen-Methode.

OGLE-2005-BLG-390Lb, so der offizielle Name des neu entdeckten Himmelskörpers, wurde mithilfe eines internationalen Teleskopnetzwerks und der Technik des so genannten „Microlensing“, der Gravitationslinse, gefunden. „Mit dieser Methode lassen wir die Schwerkraft eines schwach leuchtenden, sich dazwischen schiebenden Sterns für uns als riesiges natürliches Teleskop arbeiten“, erklärt Andrew Williams vom Perth Observatory in Australien. „Sie verstärkt weiter entfernt liegende Sterne und macht sie zeitweise heller. Eine kleine Abweichung in der Helligkeitsentwicklung enthüllt dann die Existenz eines um den Linsenstern kreisenden Planeten. Wir sehen den Planeten oder seinen Zentralstern zwar nicht, wohl aber den Effekt ihrer Schwerkraft.“

“OGLE-2005-BLG-390Lb ist erst der dritte extrasolare Planet, der durch Mikrolinsen-Suche gefunden wurde”, erklärt Jean-Philippe Beaulieu vom Astrophysikalischen Institut in Paris und Hauptautor der jetzt in Nature veröffentlichten Studie. „Während die anderen beiden das Mehrfache der Jupitermasse aufweisen, ist die Entdeckung eines Planeten der nur fünffachen Erdmasse, die mit unseren Mitteln viel schwerer aufzuspüren sind, ein starkes Indiz dafür, dass solche weniger massiven Objekte sehr häufig sind.“

„Großer Bruder“ des Pluto

Der auf diese Weise nachgewiesene Planet ist der kleinste und kühlste aller bisher entdeckten Exoplaneten und markiert damit einen entscheidenden Schritt in der Suche der Astronomen nach erdähnlichen Planeten im Kosmos. OGLE-2005-BLG-390Lb umkreist seinen eher kühlen roten Zentralstern einmal alle zehn Jahre auf einer relativ großen Umlaufbahn.

Nach Schätzungen der Astronomen ist daher wahrscheinlich auch die Oberflächentemperatur des Planeten mit rund 220 Grad unter Null sehr niedrig – in jedem Fall zu kalt für die Existenz flüssigen Wassers. Eine dünne Oberfläche könnte der Planet aber besitzen. Seine steinige Oberfläche liegt vermutlich unter einer dicken Eisschicht begraben. In diesen Eigenschaften ähnelt der neue Planet am ehesten einer größeren Version des Pluto als einem der inneren Planeten wie Erde oder Venus.

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Noch mehr erdähnliche Planeten vermutet

„Dieser Planet ist tatsächlich der erste und einzige Planet unter den bisher entdeckten, der mit den gängigen Theorien über die Entstehung unseres Sonnensystems übereinstimmt“, erklärt Uffe Gråe Jørgensen vom Niels Bohr Institute im dänischen Kopenhagen. Diese Theorie geht davon aus, dass feste Gesteinsbrocken, so genannte Planetesimale, sich mit der Zeit zusammenballten um die Planetenkerne zu bilden. Diese zogen, wenn sie massiv genug waren, Gase an und ließen so die Gasriesen entstehen. Um rote Zwerge herum, die häufigsten Sterne unserer Galaxie, favorisiert dieses Modell die Entstehung von erd- bis neptungroßen Himmelskörpern in einem Abstand von einer bis der zehnfachen Sonnenentfernung der Erde zu ihren Zentralstern.

Die Mikrolinsentechnik ist zurzeit die einzige Methode, mit der erdähnliche Planten überhaupt ausfindig gemacht werden können. „Die Suche nach einer ‚zweiten Erde’ ist die treibende Kraft hinter unserer Forschung und diese Entdeckung ist ein großer Schritt vorwärts, da es der erdähnlichste Planet ist, den wir bisher kennen“, kommentiert Daniel Kubas von der Europäischen Südsternwarte (ESO).

Während aufgrund der Grenzen der bisherigen Methoden vorwiegend Gasriesen, ähnlich und größer dem Jupiter gefunden worden waren, wandelt die Entdeckung der neuen, deutlich kleineren Eiswelt das Bild. Sie bestätigt die Annahme der Astronomen, dass erdähnliche, gefrorene Planeten weitaus häufiger sein müssten als ihre „großen Brüder“. „Wenn Jupiterähnliche Planeten genauso weit verbreitet wären, müsste die Mikrolinsen-Methode inzwischen Dutzende von ihnen entdeckt haben“, ergänzt David Bennett von der Universität von Notre Dame in den USA.

(ESO, 26.01.2006 – NPO)

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