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„Häuser-Lift“ in der Antarktis

Neubau von deutscher Forschungsstation beschlossen

Jedes Jahr versinkt die 1992 fertiggestellte Neumayer II Station etwas weiter im Schnee. © A. Marques (AWI)

Die deutsche Forschungsstation Neumayer II in der Antarktis erhält Zuwachs: Im Jahr 2008 wird sie von ihrem Nachfolger Neumayer III abgelöst und sichert so die deutsche Spitzenposition in der Polarforschung. Der Clou: Um die Lebensdauer des Gebäudes unter den widrigen Bedingungen zu verlängern, ist der Neubau mit einer Art „Lift“ ausgestattet, der Neumayer III jährlich um einen Meter nach oben hebt. So wird verhindert, dass der schwere Schnee die Station langsam unter sich begräbt.

Eine Delegation des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hat nun den genauen Standort für die neue deutsche Antarktisstation Neumayer III festgelegt: Sie wird unweit der alten deutschen Station auf dem Ekström Schelfeis nahe der Atka-Bucht, errichtet, um die Kontinuität der laufenden Forschung zu gewährleisten. Für die Standortauswahl auf 70° 41´ südlicher Breite und 8° 16´ westlicher Länge mussten die Wissenschaftler berücksichtigen, dass das Schelfeis mit einer Geschwindigkeit von 170 Metern pro Jahr nordwärts in Richtung Meer fließt, wo es dann abbricht.

Technik gegen Schneemassen

Der Neubau der Forschungsstation ist nötig, da die Lebensdauer der zurzeit arbeitenden Station im antarktischen Schelfeis auf wenige Jahre begrenzt ist: Sie schneit ein und muss aufgegeben werden, bevor der schwere Schnee sie zerquetscht. Das innovative Konzept der geplanten Neumayer III soll nun jedoch eine Betriebszeit von mindestens 25 Jahren ermöglichen. So wird die Station auf hydraulischen Stelzen stehen und in jedem Jahr um etwa einen Meter angehoben, um das Versinken im Schnee zu verhindern.

Mit Hilfe hydraulischer Stelzen soll die Neumayer III Station, hier im Modell, jährlich um ein Jahr angehoben werden, um nicht auf Dauer im Schnee zu versinken. © Fernando Valero- Delgado/Christian Michaelis (AWI)

„Deutschland sichert sich mit dem Bau der neuen Antarktisstation seine Spitzenposition in der Polarforschung“, erläutert Bundesforschungsministerin Annette Schavan die Bedeutung der Forschungsstation. „Die Polarforschung trägt entscheidend dazu bei, Klima- und Umweltveränderungen besser zu verstehen“ fügt Schavan hinzu. „Fundierte Kenntnisse über Wechselwirkungen zwischen Ozean, Eis und Atmosphäre am unwirtlichsten Ort der Erde helfen uns, zu Hause die richtigen Entscheidungen für Klima- und Naturschutz zu treffen.“ Das BMBF finanziert den Bau der Station mit 26 Millionen Euro und das Alfred-Wegener-Institut wird Neumayer III im Jahr 2008 in Betrieb nehmen.

Forschung mit langer Tradition

Der Bau der Station ist ein wesentlicher Beitrag Deutschlands zum Internationalen Polarjahr 2007/2008. Deutschland hat in der Antarktisforschung eine lange Tradition. Die erste wichtige deutsche Expedition fand 1901 bis 1903 statt. Seit 25 Jahren betreibt das Alfred-Wegener-Institut eine ganzjährig besetzte Antarktisstation. Sie liefert die notwendigen Voraussetzungen für ein breites Spektrum wissenschaftlicher Aktivitäten in der Antarktis.

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Als Logistikstützpunkt ist sie in das internationale Netz der Forschungsstationen eingebettet. An der Neumayer-Station werden Observatorien für Meteorologie, Luftchemie und Geophysik betrieben, die weltweit anerkannte wissenschaftliche Ergebnisse erbracht haben. Besondere Bedeutung kommt einer Infraschall-Messanlage zu, die innerhalb eines weltweiten Überwachungsnetzes die Einhaltung des Kernwaffenteststoppvertrages im südlichen Teil unserer Erde absichert.

(BMBF; AWI, 17.01.2006 – AHE)

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