Auf einer internationalen Geberkonferenz zur Vogelgrippe und Humangrippe-Pandemie am 17. und 18. Januar in Peking wird die Europäische Kommission 80 Millionen Euro für die Bekämpfung der Krankheit zusagen. Damit will sie den Virus in Entwicklungsländern, insbesondere in Asien, eindämmen.
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Unterdessen sind neue Fälle von Vogelgrippe-Erkrankungen beim Menschen bekannt geworden. So ist in Indonesien vermutlich ein 13 Jahre altes Mädchen an den Folgen einer Infektion mit dem gefährlichen Erreger gestorben.
Auch in der Türkei bestätigten Ärzte im ostanatolischen Van den Tod eines zwölfjährigen Mädchen, das mit Vogelgrippe-Symptomen ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Bei ihrem lebensgefährlich erkrankten Bruder ist der Virus mittlerweile bereits nachgewiesen. Sollten die Forscher auch bei der Toten H5N1 in den Proben finden, hätten sich in der Türkei mittlerweile bereits 20 Menschen mit dem Virus infiziert, vier wären daran gestorben.
In Deutschland dagegen hat sich ein erster Verdacht auf eine Vogelgrippe-Erkrankung bei einem 72-jährigen Türken, der nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub in ein Kölner Krankenhaus eingeliefert worden war, nicht bestätigt. Dies teilten das NRW-Gesundheitsministerium und die Stadt Köln mit. Der Patient habe weder Regionen, in denen das Virus grassiert besucht, noch zeige er die typischen Symptome.
Geberkonferenz soll Mittel mobilisieren
Die morgen beginnende Geberkonferenz in Peking soll Mittel mobilisieren, um auf nationaler, regionaler und globaler Ebene effizient gegen die Vogelgrippe und mögliche Grippepandemien vorzugehen. An der Konferenz nehmen über 90 Staaten und 25 Organisationen teil.
“Diese Konferenz ist ein entscheidender Schritt für die weltweite Bekämpfung der Vogelgrippe“, sagte Benita Ferrero-Waldner, EU-Kommissarin für Außenbeziehungen. Auch der für Entwicklung und humanitäre Hilfe zuständige Kommissar Louis Michel betonte, die Maßnahmen zur Verhinderung einer Pandemie müssten sich „auf ein globales Konzept stützen, bei dem wir vorausschauend handeln und nicht nur reagieren.“ Michel sagte weiter: „Die Europäische Kommission ist bereit, alle Entwicklungsländer bei ihrem Kampf gegen diese Bedrohung zu unterstützen.“
Gesundheits- und Verbraucherschutz- Kommissar Markos Kyprianou ergänzte, die EU werde Hilfe leisten, wo sie am nötigsten sei: „Wir müssen mit den am stärksten von der Vogelgrippe betroffenen Ländern zusammenarbeiten, um die Kontrollmaßnahmen und die Kohärenz von veterinärmedizinischen Maßnahmen und Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu stärken, die Notfallplanung zu verbessern und Koordinierung und Informationsaustausch in ausreichendem Maße zu gewährleisten.“
Der von der Kommission zugesagte Beitrag in Höhe von 80 Millionen Euro wird aus dem Haushalt für Außenbeziehungen (50 Mio. Euro) und aus EEF-Mitteln (30 Mio. Euro) finanziert. Der aus dem EEF finanzierte Betrag bedarf der Genehmigung durch die AKP-Staaten, die für April 2006 erwartet wird. Gemeinsam mit der von den EU-Mitgliedstaaten bereitgestellten Unterstützung werden die Gelder abschließend in einer Gesamtfinanzierungszusage aller Konferenzteilnehmer gebündelt. Den Abschluss der Konferenz bildet die „Erklärung von Peking“, in der die wesentlichen Grundsätze einer langfristigen internationalen Partnerschaft zur Bekämpfung der Vogelgrippe festgelegt sind.
Deutsche Experten in Rumänien und Türkei tätig
In den nächsten Wochen brechen drei Experten des Instituts für Epidemiologie des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) vom Standort Wusterhausen (Brandenburg) zu Reisen in zwei von der Vogelgrippe betroffene Länder auf. Wie der Präsident des FLI, Professor Dr. Thomas C. Mettenleiter, heute bekannt gab, werden die beiden Epidemiologen im Rahmen von Missionen der Welternährungsorganisation FAO in Rumänien und der Türkei unterwegs sein, um den dortigen Behörden bei der Bekämpfung der Vogelgrippe zur Seite zu stehen.
Mit beiden Ländern pflegt das FLI seit längerem enge Beziehungen. So waren im letzten Jahr Wissenschaftler des FLI im Rahmen der Vorbereitung des Beitritts Rumäniens zur EU zur Planung von Begleitmaßnahmen im Bereich der Tierseuchenbekämpfung, insbesondere der Schweinepest, für mehrere Wochen in Rumänien. Auch die Veterinärdienste in der Türkei wurden durch Experten des FLI hinsichtlich der Bekämpfung von Tierseuchen, unter anderen der Maul- und Klauenseuche, über längere Zeit hin beraten.
Diese bestehenden Kontakte sollen nun auch für den Kampf gegen die Vogelgrippe in den beiden Ländern genutzt werden. Das Institut für Virusdiagnostik des FLI auf der Insel Riems leistet darüber hinaus Hilfestellung beim Aufbau von Kapazitäten für eine schnelle und sichere Tierseuchendiagnostik und schult ausländische Wissenschaftler in modernen molekularbiologischen Nachweistechniken für Tierseuchenerreger.
(EU, idw – Senat der Bundesforschungsanstalten, 16.01.2006 – DLO)