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Neurobiologie

Hetero- und Homo-Gehirne „sehen“ anders

Sexuelle Präferenz beeinflusst die Wahrnehumg von Gesichtern

Ob jemand Frauen oder Männer als Partner bevorzugt, zeigt sich bereits in der Reaktion des Gehirns auf Gesichter: Das präferierte Geschlecht ruft eine jeweils stärkere Gehirnaktivität hervor. Forscherinnen der Universität Zürich haben damit erstmals den neuronalen Nachweis für die Rolle der Gesichter bei der Partnerwahl erbracht.

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Die Wahrnehmung von Gesichtern aktiviert im menschlichen Gehirn ein Netzwerk verschiedener Regionen. Wie bereits aus früheren Studien bekannt ist, modulieren Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Emotionen die neuronale Antwort auf Gesichter. So lösen beispielsweise glückliche, ängstliche oder wütende Gesichter größere Aktivitäten im Gehirn aus als neutrale Gesichter. Die Einflüsse von Geschlecht und sexueller Neigung hingen waren bisher noch unbekannt.

Gehirnaktivität aufgezeichnet

Prof. Alumit Ishai und Felicitas Kranz vom Institut für Neuroradiologie der Universität Zürich haben jetzt untersucht, ob hetero- und homosexuelle Versuchspersonen eine stärkere Gehirn- Reaktion auf Gesichter des von ihnen bevorzugten Geschlechts zeigen würden. Sie verwendeten funktionelle Magnetresonanz (fMRI), eine nichtinvasive Technik, mit der höhere Gehirnfunktionen wie das Gedächtnis oder die visuelle Wahrnehmung aufgezeichnet und in den Gehirnregionen lokalisiert werden können.

Inn ihren Versuchen zeigten die Forscherinnen 40 hetero- und homosexuellen Männern und Frauen, die im MRI-Scanner lagen, Fotos von unbekannten und berühmten Gesichtern, ließen sie die Gesichter als attraktiv, neutral oder unattraktiv bewerten und maßen dabei die Gehirnaktivität verschiedener Hirnregionen.

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Belohnungssystem des Gehirns involviert

Das Ergebnis: Unabhängig von Geschlecht und sexueller Neigung beurteilten alle Versuchspersonen die Attraktivität der Gesichter ähnlich. Ebenfalls zeigten sie in einem Netzwerk visueller, limbischer und präfrontaler Hirnregionen eine ähnliche neuronale Antwort auf männliche und weibliche Gesichter.

Hingegen fanden die Forscherinnen übereinstimmend mit ihrer Hypothese eine Interaktion zwischen dem Geschlecht des betrachteten Gesichts und der sexuellen Präferenz der Versuchsperson, die das Gesicht betrachtet, im medialen orbitofrontalen Kortex, wo das Belohnungssystem des Gehirns lokalisiert ist: Heterosexuelle Frauen und homosexuelle Männer zeigten eine stärkere neuronale Antwort auf männliche Gesichter, wohingegen heterosexuelle Männer und homosexuelle Frauen stärker auf weibliche Gesichter reagierten. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass sexuelle Präferenzen die Reaktion auf Gesichtswahrnehmung im Belohnungssystem modulieren.

(Universität Zürich, 11.01.2006 – NPO)

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