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Landschaftsmarmor als Kunstwerke der Natur

Dekorsteine: Blick auf das Detail

Die abgebildeten Steine des "Landschaftsmarmors" (legato: Klaus Börner, 12.09.2005) aus der Berliner Naturstein-Sammlung stammen aus Rignano bei Florenz, Torrente Nure bei Piacenza und aus Bad Salzdetfurth (jeweils 4 x 3 cm). © Angela Ehling/BGR

Bizarre Formen, weite Täler und hohe Berge: Manchmal braucht es bloß den Blick fürs Detail, um große Landschaften zu entdecken! Der so genannte „Landschaftsmarmor“ oder „Ruinenmarmor“ macht’s möglich! Diese natürlichen Kunstwerke wurden vom Mittelalter bis zum Rokoko als beliebte Dekorsteine beim Ausschmücken von Kirchen und Schlössern verwendet.

Dem geschulten Geologenauge bleibt allerdings nicht verborgen, dass es sich dabei nicht um Marmore sondern um Kalksteine handel. Denn in der Natursteinpraxis werden alle polierfähigen Kalksteine als Marmor angesprochen, in Italien wird der Begriff noch weiter gefasst. Beide oben genannten Bezeichnungen haben daher auch ihren Ursprung in Italien: „Marmo Ruiniforme“ und „Marmo Paesina“.

Der Kalkstein ist, im Gegensatz zu der seit Goethe ständig wiederholten Auffassung, tektonisch weder zerbrochen noch verschoben und verkittet. Die Färbung und Struktur wird durch Diffusion von metalloxydhaltigen Stoffen erzeugt, wobei einmal ausgefällte Stoffe eine Zone der Verarmung um sich bilden, die eine kontinuierliche Niederschlagsbildung verhindert. So entstehen stark eingefärbte Partien, welche oft übergangslos enden. Ist das Gestein zur Zeit der Diffusion von feinsten Rissen durchzogen, wirken diese als Diffusionshindernis und täuschen ein scheinbar mechanisch deformiertes Gefüge vor.

Die klassische Fundstätte für dieses dekorative Gestein ist Bagno a Ripoli bei Florenz. Dort wurde das derart texturierte Gestein seit der Antike für dekorative Zwecke verwendet. Im Mittelalter und bis zum Rokoko galten die „Ruinenmarmore“ selbst als frappierende Naturphänomene beim Ausschmücken von Kirchen, Schlössern und Patrizierhäusern. Aus dieser Zeit sind besonders Intarsien, Möbelbeläge, Tischplatten, Sockel, Schalen, Vasen und Dosen überliefert.

Die Kunstgeschichte nennt aber auch noch andere Fundstellen: die Kreidekalke von Klosterneuburg bei Wien, Anthering und Elixhausen bei Salzburg sowie Högl bei Bad Reichenhall. In den letzten Jahren erscheinen ähnlich texturierte Gesteine aus Indien und China auf dem Markt.

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Link:

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) unterhält geowissenschaftliche Sammlungen in Berlin und Hannover und stellt monatlich eines ihrer interessanten Fundstücke im Internet vor: Das Sammlungsobjekt des Monats (BGR)

(Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), 10.01.2006 – AHE)

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