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Neurobiologie

Auch Himmelsrichtungen kann man fühlen

Neurowissenschaftler entwickeln elektronischen Kompass-Gürtel

Kann man Himmelsrichtungen fühlen? Ja, sagen zumindest Studenten der Universität Osnabrück. Sie haben dazu einen Gürtel mit elektronischem Kompass, elektronischer Steuerung und einer Zahl von Vibratoren konstruiert. Die Versuchspersonen tragen diesen Gürtel und werden permanent durch die Vibrationen über ihre Position relativ zum magnetischen Nordpol informiert.

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„Solche neuen Forschungsergebnisse verweisen auf die erstaunliche Plastizität des Gehirns sowie dessen faszinierende Fähigkeit, seine Struktur auch im Erwachsenenalter durch Erfahrungen zu verändern“, erklärt Professor Peter König, der Leiter des Projekts am Institut für Kognitionswissenschaften (IKW). Gemeinsam untersuchen die Forscher, inwiefern das Gehirn auch solche Reize integrieren kann, die nicht dem natürlichen Sinnessystem entsprechen.

Mit einer Reihe wissenschaftlicher Tests wurden Navigationsleistungen erprobt, physiologische Effekte untersucht und das subjektive Empfinden der Versuchspersonen erfragt. Bei mehreren Versuchspersonen ermittelten die Wissenschaftler Effekte, die für eine Integration der Orientierungsinformation sprechen.

Entscheidend für einen erfolgreichen Einfluss auf die Leistungen ist es, so die Forscher in einer Fachzeitschrift Journal of Neural Engineering, dass der Träger die Informationen tatsächlich aktiv für Handlungen und Bewegungen nutzt.

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Kein besonderes Hirnareal für die Wahrnehmung von Himmelsrichtungen

„Dieses Ergebnis entspricht der Idee, dass eine Sinneswahrnehmung nicht der Aktivierung bestimmter Gehirnareale entspricht. Denn ein Areal für die Wahrnehmung von Himmelsrichtungen ist beim Menschen nicht bekannt. Vielmehr scheint es, dass solche Leistungen durch die regelmäßigen Zusammenhänge der eigenen Aktivität und den aufgenommenen Reizen bestimmt sind“, so König.

Die Studie öffnet einen neuen Zugang zur Erforschung und Erweiterung der menschlichen Sinneswahrnehmung. Darüber hinaus ergeben sich auch Konsequenzen für praktische Anwendungen in der Neuroprothetik. König: „Mehrere andere Arbeitsgruppen entwickeln Prothesen, um verloren gegangene Sinnesorgane zu ersetzen. Es durchaus vorstellbar, dass beim Problem die „richtigen“ Sinneseindrücke zu vermitteln, das Gehirn einen wichtigen Teil der Lösung übernimmt.“

(idw – Universität Osnabrück, 06.01.2006 – DLO)

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