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Biologie

Flughunde: Wirte für tödliches Ebola-Virus?

Analysen weisen virale DNA und Antikörper im Blut von zentralafrikanischen Arten nach

Flughunde könnten das gefürchtete Ebolavirus auf Primaten und möglicherweise auch auf Menschen übertragen haben. Forscher haben jetzt erstmals die fliegenden Säuger als potenzielles natürliches Reservoir für das tödliche Virus identifiziert, wie sie in der Zeitschrift Nature berichten. Bisher war zwar der Übertragungsweg von Großaffen zum Menschen bekannt, nicht aber die Infektionsquelle der Primaten.

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Wissenschaftler des Institut de Recherche pour le Développement (IRD) haben im Gabun Kleinsäuger untersucht, die nahe Leichnamen von infizierten Primaten gefangen wurden. Im Serum gleich dreier tropischer Flughundarten entdeckten die Forscher dabei Ebola-spezifische Antikörper sowie Fragmente viralen Genoms in Leber und Milz der Tiere. Aus Beobachtungen schließen die Wissenschaftler, dass die Primaten sich wahrscheinlich über direkten Kontakt mit den Flughunden infizieren. Die Ergebnisse sind ein wichtiger Beitrag zum Verständnis des Lebenszyklus des Virus.

Das zu den Flaviviren gehörende Ebola-Virus wurde erstmals im Jahr 1976 in der Republik Kongo identifiziert und ist die Ursache für bisher mehrere tödliche Epidemien in Zentralafrika. Der für Menschen gefährlichste Zaire-Subtyp des Virus hat allein seit 1995 acht Seuchenausbrüche in Gabun und dem Kongo ausgelöst. Die Infektion mit dem Virus löst ein hämorrhagisches Fieber aus, das 80 Prozent der Betroffenen innerhalb weniger Tage tötet.

Die Übertragung des Virus auf den Menschen erfolgt durch direkten Kontakt mit toten Primaten. Doch diese, obwohl sie auch Symptome der Krankheit entwickeln, sind nicht das Reservoir, der natürliche Wirt des Virus, wie zahlreiche Untersuchungen bereits sehr früh ergaben. Doch wer kam stattdessen in Frage?

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Antikörper und Spuren viraler DNA

Dieser Frage ist Eric Leroy vom IRD in Gabun bei Untersuchungen im Grenzland zwischen Gabun und der Republik Kongo nachgegangen. Er uns seine Kollegen fingen rund 1.000 kleine Wirbeltiere, darunter Vögel, Hörnchen, Nager und Fledermäuse, die sich in der unmittelbaren Umgebung von Leichen infizierter Primaten aufhielten. An diesen führten sie Analysen durch, in der Hoffnung, Antikörper gegen das Virus sowie virale DNA nachweisen zu können.

Bei den drei Flughundearten Hypsignasthus monstrosus, Epomops franqueti and Myonycteris torquata wurden die Forscher tatsächlich fündig. Sie wiesen nicht nur Antikörper im Blut auf, sondern auch Teile viraler DNA in Leber und Milz. Offensichtlich dienen die Tiere dem Virus als Wirt, ohne selbst an der Seuche zu erkranken. Für die Forscher ist di4es ein wichtiger Hinweis darauf, dass es sich daher bei den Flughunden um ein natürliches Reservoir des Virus handeln könnte.

Ergänzende Beobachtungen scheinen diese neuen Erkenntnisse zu bestätigen, denn sie zeigen, dass die höchsten Mortalitätsraten unter den Primaten immer in der Trockenzeit auftreten. Einer Periode, in der Nahrungsressourcen schwinden und daher Flughunde und Primaten, die ähnliche Nahrungspräferenzen teilen, näher miteinander in Kontakt treten, wenn sie die wenigen verbliebenen Futterstellen aufsuchen. Zudem bekommen die Flughunde zu dieser Zeit auch ihre Jungen, so dass die Großaffen, wenn sie unter den gleichen Bäumen nach heruntergefallenen Früchten suchen, auch über Kontakt mit Blut und Fruchtwasser infiziert werden.

Die Ergebnisse werfen ein neues Licht auf die Entstehung der episodischen Ausbrüche von Ebola bei Primaten und Menschen und könnten dazu beitragen, neue Vorbeuge- und Bekämpfungsstrategien zu entwickeln. Da zumindest eine der Flughundearten, Hypsignathus monstrosus, auch von Menschen gefangen und gegessen wird, könnte sie auch Quelle menschlicher Ansteckung sein. Aufklärungskampagnen könnten diese Infektionen vermeiden helfen.

(Institut de Recherche pour le Développement (IRD), 05.01.2006 – NPO)

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