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2005: Rekordschäden durch Naturkatastrophen

Münchener Rückversicherung legt Bilanz vor

Katrina über dem Golf von Mexiko © NOAA

Die Folgen von Naturkatastrophen werden immer dramatischer. Nach einer ersten Bilanz der Münchener Rückversicherung schnellten die volkswirtschaftlichen Schäden durch Stürme oder Erdbeben im Jahr 2005 auf eine Rekordhöhe von über 200 Milliarden US-Dollar nach oben. Weit mehr als die Hälfte davon ging allein auf das Konto von Hurrikan Katrina, der im August 2005 die Südküste der USA verwüstete. Die Gesamtschäden in den letzten zwölf Monaten liegen damit weit über denen des Vorjahres (145 Milliarden US-Dollar).

Die versicherten Schäden erreichten laut Münchener Rück mit über 75 Milliarden US-Dollar ebenfalls eine völlig neue Dimension. So verdoppelte sich die bisherige Rekordbelastung von 2004 nahezu noch einmal. Mehr als Vierfünftel der Kosten verursachten dabei atlantische Wirbelstürme. Wie 2004, damals auch im pazifischen Raum, waren es, so die Versicherung, vor allem Sturmereignisse, die „hohe Wertekonzentrationen mit hoher Versicherungsdichte“ trafen.

Mit rund 650 Schadenereignissen lag die Anzahl der Naturkatastrophen allerdings auf Vorjahreshöhe und entsprach dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Die Naturkatastrophen 2005 forderten laut Münchener Rück über 100.000 Todesopfer. So viele Menschen kamen in den letzten 25 Jahren nur 1991 (rund 160.000 Tote, vor allem wegen der Sturmflut Bangladesch) und 2004 (über 200.000 Tote, vor allem wegen der Tsunamikatastrophe) ums Leben.

Das Erdbeben vom 8. Oktober 2005 in Kaschmir zählt nach Angaben der Versicherung mit deutlich über 80.000 Toten, ungezählten Verletzten und vielen tausend Obdachlosen zu den schwersten Erdbebenkatastrophen der letzten 100 Jahre und war die größte Naturkatastrophe in der Geschichte Pakistans. Obdachlosigkeit führt in der kalten Gebirgsregion zu besonders ernsten existenziellen Problemen.

Neue Dimension bei Sturmkatastrophen

Die Hurrikane im Atlantik haben 2005 nach Angaben der Münchener Rück sowohl meteorologisch als auch wirtschaftlich neue Rekordmarken gesetzt. Nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen (1851) entwickelten sich so viele und so starke tropische Stürme und Hurrikane im Atlantik (26) wie diesmal. Der Schaden hängt laut Münchener Rück allerdings nicht nur von Häufigkeit und Intensität der Stürme ab, sondern auch von den betroffenen Wertekonzentrationen.

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Die schadenträchtigsten und meteorologisch auffälligsten Sturmereignisse:

– Katrina war – gemessen am Luftdruck – der sechststärkste Hurrikan seit Beginn der Aufzeichnungen. Er verursachte Rekordschäden von etwa 125 Milliarden (Mrd.) US–Dolla), davon waren etwa 45 Mrd. versichert.

– Rita, der viertstärkste Hurrikan seit Beginn der Messungen, verursachte in den USA und im Golf von Mexiko Gesamtschäden von etwa 15 Mrd. US-Dollar, davon war mehr als die Hälfte versichert.

– Hurrikan Vince entstand im östlichen Nordatlantik, einer bisher hurrikanfreien Region. Er zog als voll entwickelter Hurrikan an Madeira vorbei und traf in Südspanien auf den europäischen Kontinent, verursachte allerdings nur geringen Schaden.

– Hurrikan Wilma war der stärkste Hurrikan seit Beginn der Messungen. Zuerst in Mexiko und danach bei seinem zweiten Landfall in Florida zerstörte er versicherte Werte von rund zehn Mrd. US-Dollar, die Gesamtschäden lagen bei ca. 16 Mrd. US-Dollar.

– Ende November wurden mit Delta erstmals, seit es meteorologische Aufzeichnungen über tropische Wirbelstürme im Atlantik gibt, die Kanarischen Inseln von einem solchen Sturmereignis getroffen.

Extrem starke Regenfälle führten im August im nördlichen Alpenraum Deutschlands, Österreichs und vor allem in der Zentralschweiz zu schwersten Überschwemmungen. Für die Schweiz war dies der größte versicherte Naturgefahrenschaden überhaupt. Die Überschwemmungen verursachten laut Münchener Rück volkswirtschaftliche Schäden von insgesamt rund drei Mrd. US-Dollar.

Im Januar war bereits Wintersturm Erwin über Nordeuropa gezogen und hatte 5,8 Mrd. US-Dollar volkswirtschaftliche Schäden herbeigeführt.

Versicherung reagiert auf Katrina

Die Hurrikanschäden der Jahre 2004 und 2005 haben zu einer Neueinschätzung dieses Risikos durch die Münchener Rückversicherung geführt. Die wissenschaftliche Analyse konzentriert sich auf die Auswirkungen der natürlichen Schwankungen der nordatlantischen Wassertemperatur auf Häufigkeit und Intensität tropischer Wirbelstürme, außerdem hat sie die Folgen der globalen Klimaerwärmung im Fokus. Die Versicherungswirtschaft steht vor der Herausforderung, ihre Modelle zur Einschätzung des Hurrikanrisikos der aktuellen, erhöhten Gefährdungssituation anzupassen.

Die Münchener Rück war nach eigenen Angaben bereits vor Katrina aufgrund wissenschaftlicher Studien von einer verstärkten Risikosituation im Nordatlantik ausgegangen. Allerdings haben vor allem die außerordentlichen Schäden der tsunami-ähnlichen Sturmflut entlang der Küste von Louisiana und Mississippi sowie der sprunghafte Anstieg der Kosten für Baumaterialien, Handwerkerlöhne und die Gebühren für die Schadeninspektoren (die erst am Ende einer Hurrikansaison voll abgeschätzt werden können) deutlich gemacht, dass auch das Risikomodell der Münchener Rück erneut anzupassen ist.

(Münchener Rückversicherung, 03.01.2006 – DLO)

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