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Medizin

Lymph-Krebs: Genvariation kann Risiko verdoppeln

Genetische Faktoren erhöhen das Risiko, an einem Non- Hodgkin-Lymphom zu erkranken

Erstmals hat ein internationales Epidemiologen-Konsortium in der so genannten InterLymph-Studie genetische Faktoren für die Entstehung von Non- Hodgkin-Lymphomen (NHL) untersucht. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Variationen einzelner DNS-Bausteine das Risiko erhöhen, an einem Non-Hodgkin-Lymphom zu erkranken.

Die Studie ist ein Schritt zu einem besseren Verständnis der Entstehung von Lymphomen, was in Zukunft zu neuen Ansätzen in der Prävention und der Therapie führen könnte. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher – zu denen auch Dr. Alexandra Nieters und Professor Nikolaus Becker vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) gehören – jetzt online in der Zeitschrift Lancet Oncology.

In die Studie flossen Daten aus acht Fallkontrollstudien aus verschiedenen Ländern mit insgesamt 3586 NHL-Patienten und 4018 gesunden Personen als Vergleichsgruppe ein. Die Epidemiologen interessierten sich für 12 verschiedene Varianten einzelner DNS- Bausteine, so genannte Einzelnukleotid-Polymorphismen; diese liegen in Genen, deren Produkte wichtige Funktionen in der Immunabwehr und bei der Entzündungsantwort steuern.

Genvariation kann Risiko verdoppeln

Die Forscher fanden bei zwei Varianten, die die Gene für den Tumornekrosefaktor beziehungsweise Interleukin 10 betreffen, ein erhöhtes individuelles Risiko, an NHL zu erkranken. Bei der Analyse verschiedener NHL-Subtypen stellten sie fest, dass die beiden Genvarianten spezifisch das Risiko erhöhen, an einem diffus großzelligen B-Zell-Lymphom zu erkranken, der häufigsten Form maligner Lymphome.

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Bei Menschen, die eine Kopie des seltenen Polymorphismus im TNF-Gen tragen, erhöht sich das Erkrankungsrisiko um 29 Prozent, bei Trägern zweier Kopien um 65 Prozent. Die Kombination beider Genvarianten in TNF und IL10 führt zu einer Verdopplung des individuellen Erkrankungsrisikos. Das Risiko für das follikuläre Lymphom, eines in der Regel weniger aggressiven Lymphom-Typs, wird durch die Kombination dieser Varianten nicht beeinflusst.

Genetische Faktoren bisher wenig untersucht

In den vergangenen Jahren stand bei der Lymphom-Erforschung die Suche nach umwelt- oder Lebensstil-bedingten Risikofaktoren im Vordergrund. Die jetzt veröffentlichte Studie ist ein wichtiger Schritt, auch die genetischen Faktoren in der NHL-Entstehung besser zu verstehen. Sie wurde jedoch erst möglich, nachdem Studien aus verschiedenen Ländern zusammengetragen wurden – erst dadurch ergab sich eine Teilnehmerzahl, die statistisch abgesicherte Effekte liefert, die aus den Einzelstudien nicht hätten gewonnen werden können.

„Wir haben bei zwölf untersuchten Faktoren zwei Treffer gelandet. Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit, da wir in Zukunft nicht nur den Einfluss genetischer Faktoren auf die Entstehung von Non-Hodgkin-, sondern von Lymphomen generell untersuchen wollen. Interessant sind hier im Grunde alle Gene, die Signalwege in der Zelle zum Beispiel bei entzündlichen Prozessen oder in zelleigenen DNS-Reparatursystemen beeinflussen“, beurteilt Alexandra Nieters die Bedeutung der Studie für die Lymphom-Forschung. In Zukunft wollen die Epidemiologen verstärkt genetische und umweltbedingte Einflüsse der Lymphom- Entstehung gleichzeitig untersuchen.

Beim Lymphdrüsenkrebs unterscheidet man zwischen Hodgkin- und Non- Hodgkin-Lymphomen. Zu den Non-Hodgkin-Lymphomen zählen viele Erkrankungsvarianten des lymphatischen Systems, die sich in Gewebestruktur und Krankheitsverlauf stark unterscheiden. In Deutschland erkranken jährlich etwa 13.000 Menschen neu an einem Non- Hodgkin-Lymphom, pro Jahr sterben hierzulande mehr als 5.000 Menschen daran.

(Deutsches Krebsforschungszentrum, 16.12.2005 – NPO)

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