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Klima

El Niño: Neue Datenbank hilft Fischern

Forscher wollen Folgen des Klimaphänomens besser vorhersagen

Garnele Xiphopenaeus riveti © Wolf Arntz / Alfred-Wegener-Institut

Trockenheit und ausbleibender Monsun in Südostasien, sintflutartige Regenfälle im Westen Südamerikas und vermehrte Winterstürme an den West- und Ostküsten der USA: Dies sind einige Auswirkungen von El Niño, der stärksten immer wiederkehrenden natürlichen Klimaschwankung weltweit. Doch El Niño sorgt auch dafür, dass die Fischbestände vor der Küste Südamerikas zusammenbrechen – mit fatalen Folgen für Mensch und Wirtschaft. Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts wollen die Fischer an der südamerikanischen Pazifikküste in Zukunft frühzeitig vor den negativen Auswirkungen des Klimaphänomens El Niño warnen und positive Effekte besser nutzen.

Dazu sammeln die Forscher im Rahmen des Projekts CENSOR (Klimavariabilität und El Niño-Oszillation der Südhalbkugel: Auswirkungen auf natürliche Küstenressourcen und Management) in einer Datenbank Informationen über das küstennahe Ökosystem vor Südamerika, um Prognosen über die Verfügbarkeit mariner Ressourcen sicherer zu machen. Ziel ist es Handlungsvorschläge für Politiker und Fischereigenossenschaften zu entwickeln, um das Problem besser in den Griff zu bekommen. Rund ein Jahr nach Beginn umfasst die Datenbank bereits 1.000 Datensätze.

El Niño: Nahrungsnetz bricht zusammen

Die Klimaschwankung El Niño wechselt zwischen einer Warmphase und einer Kaltphase. Die warme Phase tritt über eine Periode von einigen Monaten bis zu mehreren Jahren auf und beeinflusst die Wettersituation im gesamten Pazifikraum und darüber hinaus.

Das Hochdruckgebiet vor der südamerikanischen Küste ändert sich in ein Tief und bringt Regen in die sonst trockenen Wüstengebiete. Die Passatwinde werden schwächer, der im Westpazifik angestaute Wasserberg schwappt zurück, die Strömungssysteme kehren sich um, und warme Wassermassen erreichen die südamerikanische Küste.

Das marine Kaltwasser-Ökosystem Humboldtstrom – eines der produktivsten Systeme weltweit – wird durch diese Veränderungen stark getroffen: planktische Algen sterben ab, Fische finden keine Nahrung, die Seevögel und Robben keine Fische mehr. Der Zusammenbruch des Nahrungsnetzes in El Niño-Zeiten führt zu einem deutlichen Rückgang der Nutzfischbestände und schließlich zum Zusammenbruch der Fischerei.

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CENSOR sammelt Informationen

Eines der Hauptziele des Projektes CENSOR ist die Zugänglichkeit von wissenschaftlichen Daten für Forscher und andere Nutzergruppen zu verbessern. „Die so genannte graue Literatur ist eine der wichtigsten Quellen naturwissenschaftlichen Wissens und eine nicht zu vernachlässigende Grundlage für Management-Strategien in Ländern der dritten Welt“, erklärt Jürgen Laudien vom Alfred- Wegener-Institut. „Dazu zählen Semester- und Diplomarbeiten, Notizbücher und andere nicht veröffentlichte Texte aus universitärem Umfeld, die oft wichtige Daten beinhalten.“

CENSOR sammelt diese Daten, sichtet sie und bringt sie in ein einheitliches Format. Sie werden dann im Weltdatenzentrum für marine Umweltwissenschaften (WDC-MARE) archiviert und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der älteste Datensatz stammt aus dem Jahr 1953.

Gigantische Datenmengen

Das Weltdatenzentrum für marine Umweltwissenschaften ist ein virtuelles Institut und wird vom Alfred-Wegener-Institut und dem Zentrum für marine Umweltwissenschaften betrieben. Es steht Wissenschaftlern für Datenerfassung, -veröffentlichung und -zugriff zur Verfügung. Technisch werden die Daten im Informationssystem PANGAEA (Publishing Network for Geoscientific & Environmental Data) wie in einer elektronischen Bibliothek gespeichert.

Das System kann im Internet eingesehen werden und ist eines der weltweit umfassendsten Archive dieser Art. Mit zurzeit einigen Tausend Zugriffen pro Tag wird es intensiv in der Meeresforschung genutzt und ist eine wichtige Quelle für die Betrachtung und Interpretation von Zusammenhängen. Dies ist für das Verständnis der komplizierten Prozesse, die sich während und nach El Nino abspielen von Bedeutung.

(idw – Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, 13.12.2005 – DLO)

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