Eine heiße Spur verfolgen Forscher der Uni Würzburg: Sie haben in Tumoren von Brustkrebs-Patientinnen ein bislang unbekanntes Protein gefunden. Nach Ansicht der Wissenschaftler ist es für die Ausbreitung der Tumorzellen im Körper wichtig. In gesundem Brustgewebe konnten sie das Eiweiss mit dem Namen LASP („LIM and SH3 Domain Protein“) bisher nicht nachweisen.
Ob es zwischen dem Protein und dem Verlauf der Krankheit einen Zusammenhang gibt, das wollen nun Elke Butt sowie Arnd Hönig und Ulrike Kämmerer von der Universität Würzburg herausfinden.
Denkbar wäre es, so die Forscher, dass LASP ein wichtiger Marker ist: „Möglicherweise eignet sich dieses Protein dazu, die Metastasierungstendenz eines Tumors vorhersagen zu können“, so Butt. Falls diese Vermutung stimmt, hätte das Konsequenzen für die Behandlung: Sollte LASP tatsächlich den Ausbreitungsdrang des Tumors anzeigen, so würde künftig bei Patientinnen geprüft, ob das Protein in den Tumorzellen vorkommt. Falls ja, wäre gegebenenfalls eine intensivere Chemotherapie angeraten – denn dabei werden auch eventuell schon vorhandene, aber diagnostisch noch nicht nachweisbare Metastasen erfasst.
Bedeutung des Proteins wird erforscht
Doch das ist noch Zukunftsmusik. Erst einmal muss geklärt werden, welche Bedeutung das neue Protein tatsächlich hat. Dafür wollen Butt, Hönig und Kämmerer mit ihren Teams zunächst eine sichere Datenlage schaffen. Das tun sie derzeit in einer mehrjährigen Studie, die von der Deutschen Krebshilfe finanziell unterstützt wird. Ein Problem dabei werde es sein, zu Vergleichszwecken genügend Proben von gesundem Gewebe zu erhalten: „Das fällt zum Beispiel bei Brustverkleinerungen an, und die sind nicht so häufig“, sagt Elke Butt.
Brustkrebs ist in Deutschland mit circa 50.000 Neuerkrankungen pro Jahr das häufigste Krebsleiden bei Frauen – und die Tendenz ist nach wie vor zunehmend. Das theoretische Risiko, irgendwann in ihrem Leben daran zu erkranken, besteht derzeit für acht von 100 Frauen.
Mikrokalk als Warnsignal
Brustkrebs entsteht durch bösartige Veränderungen im Drüsengewebe der Brust. Die Veränderungen können längere Zeit auf einen abgekapselten kleinen Bereich begrenzt bleiben. „In diesem Stadium gibt nur der so genannte Mikrokalk, der sich bei der Mammographie erkennen lässt, einen ersten Hinweis auf eine bösartige Erkrankung“, wie Arnd Hönig erklärt.
Doch nach einiger Zeit durchbrechen die Krebszellen das Drüsengewebe und siedeln sich im Brustgewebe an. Erst jetzt sprechen die Mediziner von Brustkrebs im eigentlichen Sinne. Ab diesem Stadium ist das Risiko der Metastasierung gegeben: Die Tumorzellen können sich mit der Zeit in die nahe gelegenen Lymphknoten, vor allem in der Achsel, ausbreiten. Von dort gelangen sie über die Lymphbahnen in andere Körperorgane, zum Beispiel in die Lunge oder die Knochen.
(idw – Universität Würzburg, 06.12.2005 – DLO)