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Zoologie

Rheinland: Eulen auf dem Vormarsch

Neuer Verbreitungsatlas belegt gravierende Veränderungen der Vogelpopulation

Schleiereule © Ditmar Kaufmann

Im Rheinland leben immer weniger Rebhühner oder Braunkehlchen, dafür immer mehr Eulen oder Rostgänse. Dies geht aus einem neuen Vogelatlas Heidelberger Ornitologen hervor, in dem die Verbreitung und Lebensraumveränderungen von 241 Brut- und Wintervogelarten in den letzten 30 Jahren untersucht werden.

33 Vogelarten zeigen nach den Ergebnissen der Wissenschaftler Professor Michael Wink, Christian Dietzen und Benedikt Gießing deutlich rückläufige Bestände. In diese Gruppe fallen vor allem Bewohner der offenen Agrarlandschaft wie Rebhuhn, Feuchtgebietsarten – zum Beispiel Bekassine – und insektenfressende Zugvogelarten wie Wendehals, Braunkehlchen oder Gartenrotschwanz. Diese Arten nehmen nach Angaben der Ornithologen nicht nur im Rheinland ab, sondern in vielen Gebieten Mitteleuropas.

Den negativen Entwicklungen steht nach den Ergebnissen der Studie eine positive Entwicklung bei 75 anderen Vogelarten gegenüber. Zu den Gewinnern zählen viele Wasservogelarten, Greifvögel, Eulen, nichtziehende Waldvögel und Bewohner menschlicher Siedlungen, die noch vor wenigen Jahrzehnten als besonders bedroht galten. Auffällig ist das Auftreten von tierischen „Einwanderern“ wie Halsbandsittich, Kanadagans, Nilgans oder Rostgans. Auch diese Trends werden nicht nur im Rheinland sondern vielfach in Mitteleuropa beobachtet.

Ursachen für die Arealzunahme dieser Arten sehen die Wissenschaftler in der Einstellung der Jagd auf viele Wasser- und Greifvögel seit 1970, im Rückgang von Umweltgiften (insbesondere DDT), Naturschutzmaßnahmen und in den milden Wintern der letzten Jahrzehnte. Die Biodiversität ist nach Ansicht der Forscher offenbar nicht stabil, sondern immer im Fluss – diese Erkenntnis entspricht nicht dem Wunschvorstellung vieler Menschen und Naturschützer nach einem Gleichgewicht in der Natur.

Atlas In Deutschland einzigartig

Der gerade publizierte Atlas ist in seiner Art für Deutschland einzigartig. Denn er enthält für jede Vogelart eine Verbreitungskarte der Brut- und/oder Winterverbreitung. Bei Brutvögeln illustriert eine zusätzliche Karte die Veränderung der aktuellen Verbreitung im Vergleich zu einer ersten Kartierung von 1974 bis 1984. Neben einer Interpretation der Ergebnisse erfolgt eine Abschätzung der Brut- bzw. Wintervogelbestände.

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Die Vogelverbreitung am Nordrhein wurde zwischen 1990 und 2000 von mehr als 250 ehrenamtlichen Mitarbeitern systematisch erfasst. Untersucht wurde ein Gebiet von 33 Quadratkilometern Größe. Insgesamt wurde das Vorkommen von 241 Vogelarten auf einer Gesamtfläche von über 13.000 Quadratkilometer kartiert. Die erhaltenen Resultate wurden mit den Ergebnissen früherer Erfassungen verglichen. Dadurch konnten die Forscher ablesen, welche Vogelarten ihr Verbreitungsgebiet in den letzten 30 Jahren gravierend verändert haben.

(idw – Universität Heidelberg, 24.11.2005 – DLO)

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