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Ökologie

Klimawandel: „Heiße“ Meere bedrohen Fische

Neue WWF-Studie belegt Auswirkungen auf die Bestände

Neben der Überfischung macht der Klimawandel den Fischen in aller Welt zunehmend zu schaffen. Ein neuer WWF Report zeigt, dass steigende Wassertemperaturen sowohl in den Ozeanen als auch in Flüssen und Seen die Bestände gefährden. Der Sauerstoffgehalt vieler Gewässer, so die Studie der Umwelt- und Naturschützer nehme stark ab, so dass insbesondere Süßwasserarten immer häufiger nach Luft schnappen müssen. Ein schlechteres Nahrungsangebot, vermindertes Wachstum und weniger Nachkommen sind nach Angaben des WWF weitere Folgen des O2-Mangels.

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Zudem, so die Studie, bringe der Klimawandel die Nahrungskette erheblich durcheinander. Mitte der 90er Jahre verhungerten rund 120.000 Seevögel im Golf von Alaska, weil ihre Beutefische in größere Tiefen und damit kühleres Wasser abgetaucht waren.

„Der Report passt ins Bild. Der Klimawandel hinterlässt inzwischen fast überall auf dem Planeten seine Spuren“, betont Regine Günther, Leiterin des Klimareferats beim WWF Deutschland. Die Regierungen seien noch immer zu langsam bei der Bekämpfung des Klimawandels. Die bevorstehende Klimakonferenz in Montreal biete Gelegenheit, das Tempo zu erhöhen.

„Wärmeres Wasser ist eine zusätzliche Belastung für viele Fischbestände“, erläutert Stefanie Schmidt, Fischereireferentin beim WWF Deutschland. Der geringere Sauerstoffgehalt des Wassers und ein schlechteres Nahrungsangebot führten zu großen Problemen. Einige Arten wie Lachse, Störe oder Welse seien für Sex im Warmen nicht zu haben. Sie laichen nur, wenn die Temperatur unter ein bestimmtes Niveau sinke. Bei anderen Fischen nehme die Fortpflanzungsrate mit steigender Wassertemperatur erheblich ab.

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Artenverschiebung in Richtung der Pole

Überdies, so die WWF-Studie führe die Erwärmung zu einer Artenverschiebung in Richtung der Pole. Kälte liebende Arten wie Seehecht oder Kabeljau versuchen, in kältere Gefilde zu flüchten und Fischarten aus wärmeren Gewässern dringen weiter in Richtung Norden vor. Wenn sie sich in den neuen Gewässern durchsetzen, verändern die Neuankömmlinge das ökologische Gefüge, was zu einer Verdrängung heimischer Arten führen könne. Gelinge die Neubesiedelung hingegen nicht, könne dies für die Wärmeflüchtlinge das Aus bedeuten, insbesondere wenn es sich um Bestände handele, die durch die Fischerei stark dezimiert seien.

„Neben klimapolitischen Maßnahmen ist es deswegen enorm wichtig, bei den Fangquoten die Auswirkungen des Klimawandels zu berücksichtigen“, so Stefanie Schmidt. Der neue WWF-Report verdeutlicht, dass der Klimawandel nicht nur einen zusätzlichen „Stressfaktor“ für die ohnehin von Meeresverschmutzung und Überfischung gebeutelten Fischbestände darstellt, sondern zudem erhebliche wirtschaftliche Probleme verursacht. Der weltweite Fischhandel habe inzwischen ein Volumen von rund 130 Milliarden US-Dollar im Jahr erreicht. Der Sektor zähle mehr 200 Millionen Beschäftigte. Überdies stelle Fisch für einen Großteil der Menschheit die wichtigste Eiweißquelle dar.

WWF fordert nachhaltige Fischerei

Für den WWF liefert der Bericht weitere Argumente, um den Kampf gegen den Klimawandel und für eine nachhaltige Fischerei zu verstärken. Die Naturschutzorganisation fordert von den Regierungen Emissionsreduktionen, die eine durchschnittliche Temperaturerhöhung auf maximal zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten begrenzt. Erste Schritte auf diesem Weg müssten bei der Konferenz in Montreal gegangen werden.

(WWF, 21.11.2005 – DLO)

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