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Geowissen

Urzeit-Pflanzen als Regenmesser

Wachschicht der Blätter konserviert regionale Niederschlagsmuster

Mithilfe von urzeitlichem Pflanzenmaterial haben Wissenschaftler jetzt einen besseren Einblick in die natürlichen Schwankungen von regionalen Niederschlagsmengen gewonnen. Sie könnten auch dazu beitragen, zukünftige Klimaschwankungen besser einschätzen zu können. Dies berichten Kieler Forscher in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Nature.

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Professor Ralph Schneider von der Kieler Universität hat die Entwicklung der Niederschläge im Tropischen Afrika während der letzten 20.000 Jahre verfolgt und dabei eine Methode entwickelt, mit der sich vergangenes Niederschlagsgeschehen nachvollziehen lässt. Sein Untersuchungsmaterial stammt von einem Bohrkern aus dem Mündungsdelta des Kongo. Da das pflanzliche Material mit den Niederschlägen in den Fluss und dann ins Meer getrieben war, gibt der Bohrkern vom Boden des Deltas auch Auskunft über die klimatische Vergangenheit an Land.

Abgleich Land – Ozean erstmals möglich

„Wir können so zum ersten Mal regionale Muster ausmachen“, folgert der Kieler Paläoklimaforscher Schneider, „häufig entdecken wir nämlich in unterschiedlichen Gebieten gegenläufige Entwicklungen. Das Wichtigste ist deshalb, dass wir nun die regionale Klimaentwicklung der Vergangenheit überall erforschen können, wo Flüsse ins Meer münden. Während man bisher Niederschläge nur auf den Kontinenten untersuchen konnte, hat unsere neue Methode einen entscheidenden Vorteil: Regionale Niederschlagsmuster auf den Kontinenten lassen sich nun mit Temperaturveränderungen im Ozean für viele Jahrhunderte oder Jahrtausende vergleichen.“

Um auf zukünftige Entwicklungen reagieren zu können, sei es unerlässlich, sich mit den Klimaveränderungen der Vergangenheit zu beschäftigen. „Der Klimawechsel wird uns in Zukunft Reaktionen abverlangen, die ganz auf die regionalen Gegebenheiten abgestimmt sind. Gerade am Beispiel Afrika sehen wir, dass die Veränderungen je nach Region ganz unterschiedlich sein können: Während ein Gebiet austrocknet, wird ein anderes zunehmend von Überschwemmungen bedroht.

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Globale Handlungsmuster führen meines Erachtens nicht zum Ziel, vielmehr brauchen wir individuelle Vorsorge für unterschiedliche Zonen etwa den östlichen oder westlichen Mittelmeerraum.“

Da Klima und Niederschläge auch zukünftig vor allem von Strömungsverhältnissen in den Ozeanen der Welt abhängen, sei es unabdingbar, neue Forschungsprojekte auf den Weg zu bringen, die die Verteilung der Wassermassen und die Temperatur in allen Ozeanen erkunden.

Wachsschichten verraten Regenmengen

Das neue Verfahren isoliert Kohlenstoff und Wasserstoff aus den Wachsschichten, mit denen sich die Blätter umgeben. Die Analyse des Kohlenstoffs gibt genaue Auskunft darüber, wie alt das pflanzliche Material ist und von welcher Pflanze es stammt. Anhand der Wasserstoffisotopen lässt sich ermessen, wie viel Niederschläge es zu dem bestimmten Zeitpunkt gab. Professor Pieter Grootes, Kieler Kooperationspartner und Spezialist für die Radiokarbonmethode: „Der Niederschlag ist per Photosynthese in die Wachsschicht der Blätter eingegangen. Die neue Methode erlaubt uns, das Wasserstoffsignal zu analysieren. Sie wird den Klimaforschern ganz neue Fragestellungen eröffnen.“

(Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 18.11.2005 – NPO)

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