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Ernährung

Krank durch „Low-Carb“-Diät?

Kohlehydratarme Diät kann Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöhen

Bei "Low-Carb" gemieden: Gemüse, Obst und Getreideprodukte © USDA

„Low-Carb“ ist In: Nach der Welle der fettarmen Diäten gelten heute zunehmend die Kohlehydrate als „Dickmacher“. Doch die neuen kohlenhydratarmen Diäten bergen ein gesundheitliches Risiko: Sie erhöhen das Risiko für Herz- Kreislauf- Erkrankungen.

Eine streng kohlenhydratarme Diät kann einen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten schon nach wenigen Wochen erhöhen. Zu diesem Ergebnis sind Forscher der Universität Göttingen gekommen. Sie vergleichen derzeit eine streng kohlenhydratarme Diät („Low-Carb“) mit zwei verschiedenen fettarmen Diäten („Low-Fat“) im Rahmen eines ansonst gleichen ambulanten Therapieprogramms. „Vier Wochen nach Beginn unseres einjährigen Programms war die Konzentration von Homocystein im Blut der „Low-Carb“-Teilnehmerinnen deutlich erhöht.

„Homocystein ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislaufkrankheiten“, erklärt Dr. Thomas Ellrott, stellvertretender Leiter der Ernährungspsychologischen Forschungsstelle der Universität. „Der Homocystein-Anstieg unter Low-Carb Diät könnte durch einen sehr geringen Verzehr an Obst, Gemüse und Vollkornprodukten verursacht sein. Diese Lebensmittel sind bei einer Low-Carb Diät praktisch verboten, enthalten jedoch gerade die für den Abbau von Homocystein wichtigen Vitamine B6 und Folsäure.“ Ob der Anstieg der Homocystein-Konzentration im Blut durch künstliche Vitamin-Zugaben von B6, B12 und Folsäure zu verhindern wäre, lässt sich derzeit noch nicht sagen.

„Low-Fat“ und „Low-Carb“ im Vergleich

Für die Studie nehmen 160 übergewichtige und adipöse (fettleibige) Frauen im Alter von durchschnittlich 49 Jahren für ein Jahr an einem ambulanten Therapieprogramm teil. Die abschließende medizinische Untersuchung der Teilnehmerinnen ist für das Frühjahr 2006 geplant. Die Teilnehmerinnen wurden nach dem Zufallsprinzip einem von drei unterschiedlichen Diätkonzepten zugeteilt: (1) „Low-Carb“ mit maximal 30 Gramm Kohlenhydraten pro Tag im ersten Monat; (2) „Low-Fat“ mit maximal 30 Gramm Fett pro Tag im ersten Monat und (3) „Low-Fat mit reduzierter glykämischer Last“ mit maximal 30 Gramm Fett und maximal 50 Gramm stark blutzuckerwirksamen Kohlenhydraten pro Tag im ersten Monat.

Die Diät wird bei allen Teilnehmerinnen gleichermaßen durch weitere therapeutische Elemente wie medizinische Untersuchungen, Anleitungen zu einem Bewegungsprogramm und zu Verhaltensänderungen ergänzt. Ausführliche Laboruntersuchungen fanden zu Beginn des Programms und nach einem Monat statt. Weitere Untersuchungen sind sechs und zwölf Monate nach Studienbeginn geplant.

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Mangelversorgung durch Diät

Bislang gab es noch keine Untersuchungen zur Wirksamkeit verschiedener aktuell diskutierter diätetischer Ansätze (z.B. Low-Carb, Reduktion der glykämischen Last) zur Gewichtsreduktion unter deutschen Lebensbedingungen. „Wir wollen durch den systematischen Vergleich von drei Diätkonzepten im Rahmen eines ansonsten exakt gleichen Therapieprogramms erfahren, wie sich Körpergewicht und Herz-Kreislauf- Risikofaktoren unter den einzelnen Diätmodellen über zwölf Monate entwickeln,“ so Ellrott. „Es ist derzeit unklar, welche Menschen von welchen Diätformen am besten profitieren.“

Ein erstes Ergebnis ist nun, dass eine streng kohlenhydratarme Diät nicht nährstoffdeckend ist und wahrscheinlich durch künstliche Vitamine ergänzt werden muss, um ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten zu verhindern. Die aktuellen Zwischenergebnisse des Vergleichs verschiedener Diätenkonzepte wurden jetzt erstmals auf Adipositas-Kongressen in Berlin und in Vancouver (Kanada) vorgestellt.

(Universität Göttingen, 17.11.2005 – NPO)

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