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Biologie

Naschen gegen den Stress?

Zuckerhaltige Süßigkeiten senken Produktion von schädlichen Stresshormonen

Wer nascht, „sündigt“ zwar in Bezug auf die Kalorien, könnte seinem Körper aber vielleicht auch etwas Gutes tun: Denn Wissenschaftler haben jetzt einen positiven Effekt von Schokoriegeln, süßen Limonaden und anderen Naschereien entdeckt: Sie könnten gegen schädliche Stressfolgen schützen.

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Forscher der Universität von Cincinnati um Yvonne Ulrich-Lai stellten in Versuchen an Ratten fest, dass diese weniger von dem immunhemmenden Stresshormon Glucocorticoid produzierten, wenn sie Süßes aßen oder tranken. Während des Versuchs erhielten erwachsene männliche Ratten freien Zugang zu Wasser, Nahrung und zusätzlich zwei Mal täglich einer kleinen Menge von jeweils Zuckerwasser, mit Süßstoff gesüßtem Wasser oder Wasser. Nach zwei Wochen wurden die Tiere physischem oder psychischen Stress ausgesetzt und anschließend der Gehalt des Stresshormons Glucocorticoid in ihrem Blut gemessen.

Es zeigte sich, dass sowohl nach dem physischen als auch nach dem psychischen Stress die Ratten am wenigsten Stresshormone im Blut aufwiesen, die den Zuckertrank zu sich genommen hatten. Nur mit Wasser getränkte Tiere zeigten normal hohe Konzentrationen, Ratten, die Zugang zum zuckerfrei gesüßten Trank hatten, nur eine geringe Senkung der Stresshormone. Als Nebeneffekt war zu beobachten, dass keine der Rattengruppen – auch nicht die Tiere mit den zuckerhaltigen „Naschereien“ – am Ende des Versuchs an Gewicht zugenommen hatten.

“Glucocorticoide werden produziert, wenn psychische oder physische Faktoren einen bestimmten Teil des Gehirns aktivieren, die so genannte ‘Stressachse’”, erklärt Ulrich-Lai. Psychischer Stress kann unter anderem durch Bedrohung, den Tod eines Angehörigen oder die Angst vor einem öffentlichen Auftritt ausgelöst werden, physischer Stress entsteht beispielsweise durch Verletzungen, Krankheiten oder Unterkühlung.

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„Die Hormone helfen dem Individuum zu überleben und sich vom Stress zu erholen, aber wenn sie in hohen Konzentrationen vorliegen, fördern sie auch eine verstärkte Fettleibigkeit im Rumpfbereich und dämpfen die Immunabwehr. Wenn wir einen Weg finden, die Stressreaktion des Körpers zu beeinflussen und die Glucocorticoidproduktion zu begrenzen, könnten wir vielleicht einige dieser gesundheitsschädlichen Effekte mindern.“

Nach Ansicht von Ulrich-Lai könnten Süßigkeiten hier Abhilfe schaffen – dummerweise scheinen hier die echten, zuckerhaltigen „Kalorienbomben“ am besten zu helfen. „Die Süßigkeiten über die wir hier reden, ist leider nicht die kalorienarme, Süßstoff gesüßte Sorte“, so die Forscherin. „Wir haben festgestellt, dass Zuckersnacks, nicht die künstlich gesüßten, besser gegen die beiden häufigsten Stresstypen, den psychischen und den physischen helfen.“

Im nächsten Schritt wollen die Forscher herausfinden, wie die süßen „Verführer“ konkret wirken, wie sie es schaffen, die Stresshormonproduktion zu drosseln. „Wir wollen wissen, ob es bestimmte Teile des Gehirns gibt, die die Stressreaktion kontrollieren und dann schauen, ob und wie die Funktion dieser Gehirnbereiche durch Naschen verändert werden“, erklärt James Herman, Professor für Neurobiologie an der Universität von Cincinnati.

(University of Cincinnati, 16.11.2005 – NPO)

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