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Geowissen

Gashydrate komplexer als angenommen

Expedition gewinnt neue Einblicke in „brennendes Eis“ vom Meeresgrund

Gashydrat © IODP

Gashydrate sind in den letzten Jahren immer mehr in den Focus der Wissenschaft geraten – sie gelten einerseits als vielversprechende Energiequelle, andererseits aber als mögliche Verstärker des Treibhauseffekts. Auf einer Bohrexpedition hat jetzt ein internationales Wissenschaftlerteam entdeckt, dass die Lagerstätten des Gashydrats unter dem Meeresgrund weitaus komplexer aufgebaut sind als bisher angenommen.

Wissenschaftler und Ingenieure des Internationalen Tiefbohrprogramms IODP an Bord des Bohrschiffs Joides Resolution erbohrten auf ihrer jüngsten, 37 Tage dauernden Fahrt mehr als 1.200 Meter Bohrkerne aus dem Meeresboden vor der Westküste Nordamerikas. Ziel war es, aus dem Gebiet des so genannten Cascade Kontinentrands gezielt Gashydratproben zu gewinnen und ihre Struktur zu analysieren.

“Wir interessieren uns für das Gashydrat, weil wir glauben, dass diese Ablagerungen eine wichtige Rolle in vergangenen Klimaveränderungen gespielt haben”, erklärt Michael Riedel vom Geological Survey Kanadas und einer der leitenden Wissenschaftler der IODP-Expedition 311. „Diese Expedition ist die erste, die ein Transect von Tiefbohrungsstellen entlang des Cascadia Kontinentrandes erkundet. Sie wird Daten liefern, die uns helfen werden, den tiefen Ursprung des Methans zu verstehen, wie es in das Sediment transportiert wird, wo das Gashydrat sitzt und wie es schließlich in den Ozean und die Atmosphäre freigesetzt wird, wo es das Klima beeinflusst.“

Gashydrat, eine gefrorene Mischung aus Wasser und Methan, schmilzt und verdampft sehr schnell, wenn es an die Oberfläche gebracht wird und nicht mehr dem hohen Druck und den tiefen Temperaturen seiner natürlichen Umgebung ausgesetzt ist. Unter anderem deshalb ist die Analyse der Lagerstätten und Vorkommen nicht einfach. Mithilfe spezieller Sensoren und Analyseverfahren gelang es den Forschern an Bord der Joides jetzt, Genaueres über die Struktur der Vorkommen zu erkunden.

Fundamentale Bedeutung für Gashydrat-Forschung

Unter den Entdeckungen der Expedition 311 war eine dicke Schicht von Gashydrat dicht unter einem aktiven „Schlot“ – einer Stelle, an der Methangas aus dem Ozeanboden austritt.

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“Was wir gefunden haben könnte die Erforschung der Gashydratlagerstätten fundamental verändern”, erklärt Timothy S. Collett vom U.S. Geological Survey. „Expedition 311 hat uns gezeigt, dass das Vorkommen von Gashydrat weitaus komplexer ist als prognostiziert. Anstatt das Gashydrat in einer Schicht konzentriert zu finden, haben wir nahe der Basis der stabilen Zone höhere Konzentrationen des Gashydrats in grobkörnigen Sandschichten quer durch alle Bohrkerne hindurch entdeckt.“

Die periodische Freisetzung von Methangas durch die Schlote am Meeresgrund und eine potenzielle Verbindung zur Erdbebenaktivität in diesem Gebiet, aber auch die möglichen Folgen der Methanfreisetzung auf Ozean und Atmosphäre sind Themen, die die Forscher in den nächsten Jahren verstärkt untersuchen wollen. Es ist geplant, zukünftige Bohrlochobservatorien miteinander zu einem vernetzten Beobachtungssystem zu verknüpfen.

(IODP, 07.11.2005 – NPO)

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