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Medizin

Chlamydien-Epidemie bei Teenagern?

RKI will Jugendliche besser informieren

Chlamydien im Mausgehirn © CDC

Infektionen mit dem Bakterium Chlamydia trachomatis gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen weltweit. Die Ansteckung geht oft ohne Beschwerden einher, kann aber trotzdem schwere Folgen bis hin zur Unfruchtbarkeit haben. Wissenschaftler des Robert Koch-Instituts warnen jetzt vor einer heimlichen Chlamydien-Epidemie unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Bisherige Studien aus Deutschland belegten bei 2,5 bis zehn Prozent der über 14 Jahre alten Mädchen und der Frauen eine Infektion. Trotzdem kennen nach Erfahrungen der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau (ÄGGF) und von pro familia nur wenige junge Frauen den Begriff „Chlamydien“. In den Schulen bleibe die Aufklärung zu sexuell übertragbaren Infektionen häufig auf die HIV/AIDS-Prävention beschränkt.

Forscher schätzen, dass Chlamydien für die Hälfte aller Fälle von Sterilität bei Frauen verantwortlich sind. Da dies wenig bekannt ist, sollten Jugendliche und junge Erwachsene besser über Infektionsrisiken informiert werden. Außerdem sollten Ärzte für das Problem der Chlamydien-Infektionen sensibilisiert sowie die Datengrundlagen verbessert werden. Neue Studien könnten mehr Informationen über das Vorkommen der Infektion und die Notwendigkeit von routinemäßigen Untersuchungsangeboten bringen. Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer Fachdiskussion am Robert Koch-Institut.

Teilnehmer der Diskussion waren die Deutsche STD-Gesellschaft (STD ist die Abkürzung für sexualy transmitted diseases), die Kassenärztliche Vereinigung Berlin, die ÄGGF, pro familia, die Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung, sowie das Robert Koch-Institut.

Handlungsbedarf auch bei Ärzten

Auch bei der Ärzteschaft sehen die Experten Handlungsbedarf. Die Diskussionsteilnehmer waren übereinstimmend der Meinung, dass die Aus- und Weiterbildung der Ärzte auf dem Gebiet der sexuell übertragbaren Infektionen verbessert werden müsste. So sei das Wissen um die in den letzten Jahren deutlich verbesserten und inzwischen sehr zuverlässigen labordiagnostischen Nachweisverfahren von Chlamydien kaum verbreitet. Den Patienten werde zudem zu selten ein Chlamydien-Test angeboten.

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Die Infektionen verlaufen bei Männern in etwa fünfzig Prozent und bei Frauen in etwa achtzig Prozent ohne Symptome und werden daher meist übersehen. Unerkannte, chronische oder unzureichend behandelte genitale Chlamydien-Infektionen können zu schweren Folgeerkrankungen führen, etwa Beckenentzündungen, Eileiterentzündungen (mit der möglichen Folge einer Bauchhöhlenschwangerschaft), Unfruchtbarkeit und chronischen Bauchbeschwerden. Bei Männern können die Bakterien eine Entzündungen der Harnröhre auslösen, Zeugungsunfähigkeit kann die Folge sein.

(idw – Robert Koch-Institut, 02.11.2005 – DLO)

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