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Biologie

Wählerische Weibchen treiben Artbildung an

Neue Froschart entstand in Rekordzeit von nur knapp 8.000 Jahren

Grünäugiger Baumfrosch © Conrad Hoskin photo

Wählerische Froschweibchen in einem kleinen Regenwaldgebiet Australiens haben die Bildung einer neuen Art in ungewöhnlichem Tempo vorangetrieben. Wissenschaftler entdeckten jetzt die neue, erst vor 8.000 Jahren abgespaltene Spezies und untersuchten ihre Entstehung genauer. Über ihre Ergebnisse berichten sie in der Zeitschrift Nature.

Die noch namenlose Art entstand, nachdem zwei voneinander isolierte Arten des grünäugigen Baumfroschs im nordöstlichen Queensland vor rund 8.000 Jahren wieder in Kontakt kamen. Sie wurden vor rund ein bis zwei Millionen Jahren voneinander getrennt, als sich der Regenwald in höhere Bergregionen zurückzog. Als das Klima vor rund 8.000 Jahren jedoch wieder wärmer und feuchter wurde, wanderte der Regenwald wieder weiter in die Täler hinein und verband die beiden Biotope der Arten wieder miteinander.

In der Zeit der Trennung hatten sich die Paarungsrufe beider Arten auseinander entwickelt, Nachkommen aus Kreuzungen beider Arten gab es zwar, diese waren jedoch weniger lebenstüchtig als die „reinerbigen“ Nachkommen, wie Craig Moritz, Professor für integrative Biologie an der Universität von Berkeley in Kalifornien gemeinsam mit Kollegen der Universität von Queensland in Laborversuchen herausfand.

Und dies hatte offensichtlich auch für die Partnerwahl im Freiland Konsequenzen: Die Weibchen der südlichen Art waren deutlich wählerischer als ihre nördlichen Verwandten, in einem Gebiet mitten im nördlichen Einzugsgebiet sogar extrem: Sie „entschieden“ sich dafür, sich nur noch mit Männchen der eigenen, südlichen Verwandtschaftslinie zu paaren – sozusagen um sicher zu sein, gesunde Nachkommen zu haben.

Paarungsruf als Auswahlkriterium

Ihr Marker, um das „richtige“ Männchen zu erkennen war dabei offensichtlich der Paarungsruf. „Wenn Weibchen einen Grund haben, wählerisch bei der Auswahl der Partner zu sein und es gibt einen Weg, um die Männchen auseinander zu halten – in diesem Fall den Paarungsruf – dann besagt die Theorie, dass dies einen evolutiven Druck erzeugt, die Weibchen in dieser Beziehung wählerischer zu machen“, erklärt Moritz.

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Wie die Forscher feststellten, unterschied sich der Ruf der Männchen in den kleinen Gebiet der neuen, dritten Art, deutlich von denen sowohl ihrer nördlichen als auch ihrer südlichen Verwandten: Tonhöhe und Frequenz blieben zwar gleich, die Dauer des Rufes unterschied sich jedoch. Die Weibchen erwählten konsequent nur die Männchen, die den „richtigen“ Paarungsruf ausstießen.

Wieder-Kontakt und Weibchenwahl als Beschleunigungsfaktoren

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Als Folge erschuf dieses Verhalten über einige tausend Jahre hinweg eine reproduktiv isolierte Population – und mit der Zeit eine neue Art, die sich mit keiner der beiden anderen Froscharten mehr paarte. „Das ist geradezu blitzschnell.“, kommentiert Moritz. „Eine vor so kurzer Zeit erst entwickelte Art wie diese zu entdecken ist eine absolute Ausnahme meiner Erfahrung nach.“

Nach Ansicht des Forschers deutet dieses Beispiel darauf hin, dass schnelle Artbildung oft durch den Kontakt lange isolierter Arten vorangetrieben wird. Zufällige Veränderungen zwischen den isolierten Arten können über Millionen von Jahren hinweg kleinere Variationen erschaffen, doch der Wiederkontakt kann Unterschiede innerhalb von nur einigen tausend Jahren vervielfachen und so eine neue Art entstehen lassen.

Im Falle der Baumfrösche würde die Evolutionstheorie eigentlich prognostizieren, dass sich die südliche und die nördliche Froschpopulation nach und nach zu zwei verschiedenen Arten entwickeln würden. Im Falle der grünäugigen Baumfrösche jedoch, hat sich eine Untergruppe der Südart nicht nur von der nördlichen, sondern auch von ihrer ursprünglichen, der südlichen Art wegentwickelt. Nach Meinung von Moritz völlig unerwartet. Offensichtlich hat die Verstärkung durch die weibliche Partnerwahl diesen Prozess beschleunigt und verstärkt. ‚Auch andere Arten könnten nach Ansicht des Wissenschaftlers in diesem sehr artenreichen Regenwaldgebiet auf diese Weise entstanden sein.

(Universität von Berkeley, 31.10.2005 – NPO)

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