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Biologie

Asexualität erster Schritt zum Aussterben?

„Enthaltsamkeit“ begrenzt Anpassungsfähigkeit und damit das Überleben

Pilz Penicillium marneffei © CDC

Sex ist nicht nur ein Urtrieb, die sexuelle Fortpflanzung gilt auch als einer der wichtigsten Motoren der Evolution und Arterhaltung. Britische Wissenschaftler gehen jetzt sogar davon aus, dass eine Art, die den Sex aufgibt, auf dem besten Wege ist, auszusterben.

Wissenschaftler um Mat Fisher vom Imperial College London kamen auf diese Idee, als sie die genetische Struktur des Pilzes Penicillium marneffei untersuchten. Diese in Teilen Südostasiens vorkommende Schimmelpilzart ist dafür bekannt, bei Immungeschwächten Menschen gesundheitsschädigend zu wirken. Für die Forscher besonders interessant war jedoch eine andere Eigenschaft des Pilzes: Bei dieser Art gibt es keine sexuelle Fortpflanzung mehr, eine Verschmelzung von Zellen verschiedener Individuen und damit auch eine Neukombination ihres Erbgutes findet nicht mehr statt.

Und diese „Einsparung“ hat Folgen, wie die Wissenschaftler feststellten: Die Sporen des Pilzes verbreiten sich zwar auch über große Distanzen hinweg erfolgreich durch die Luft, doch eine „Eroberung“ neuer Biotope und damit eine Ausweitung ihres Lebensraumes gelang ihnen nicht. DNA-Tests zeigten, dass alle Sporen genetisch einem Typ entsprachen – und dieser war nur an ganz bestimmte Umweltbedingungen optimal angepasst.

„Wir glauben, dass das Unvermögen von P. marneffei, sich an neue Lebensräume anzupassen mit der fehlenden sexuellen Reproduktion zusammenhängt“, erklärt Fisher. „Ohne Sex gibt es keine Neumischung der Gene, etwas, das alle Organismen brauchen um sich an neue Gegebenheiten anpassen zu können.”

Die Forscher nutzten DNA-Vergleiche um zu belegen, dass in den verschiedenen Lebensräumen, in denn der Pilz vorkommt, jeweils verschiedene Stämme der Art leben. Ihrer Ansicht nach ist es genau diese Anpassung, die ihre Fähigkeit limitiert, neue Gebiete zu erobern.

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Diese Ergebnisse bestätigen das Postulat der Evolutionstheorie, nach dem asexuelle Organismen zwar anfänglich gut gedeihen und sogar durch ihre rasante Verehrung ihre sexuellen Verwandten ausstechen können, dass sie aber auf lange Sicht dafür einen hohen Preis zahlen müssen: Die fehlende Rekombination der Gene macht sie unflexibel und begrenzt ihre Anpassungsmöglichkeiten.

„Indem er asexuell geworden ist, hat Penicillium marneffei nicht nur seine Anpassungsfähigkeit limitiert, er könnte auch in akuter Gefahr sein, auszusterben“, erklärt Bill Hanage, Koautor der Veröffentlichung in der Fachzeitschrift PLoS Pathogens. „Wenn er unfähig ist, sich an neue Gegebenheiten anzupassen, gilt dies auch für Veränderungen in seiner jetzigen Umwelt. Asexualität bringt ihm zwar kurzfristig Vorteile, langfristig aber enden sie alle in der Mülltonne der Evolution – dem Aussterben.“

(Imperial College London, 28.10.2005 – NPO)

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