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Umwelt

Bundesweiter Geflügel-Arrest

Risiko der Einschleppung von Vogelgrippe gestiegen

Ab übermorgen gilt bundesweit die Stallpflicht für Geflügel – nicht nur für gewerbliche sondern auch für Hobby-Tierhalter. Bis zu 25.000 Euro Bußgeld droht bei Zuwiderhandeln. Mit dieser Eilverordnung, die am 22. Oktober in Kraft tritt, reagierte Bundesminister Jürgen Trittin auf die neuen Fälle der gefährlichen Vogelgrippe nahe Moskau. Aus dieser Region findet auch regulärer Vogelzug nach Deutschland statt, so dass die Gefahr einer Einschleppung der Viruserkrankung durch Zugvögel nach Ansicht des Friedrich-Loeffler-Institutes erheblich gestiegen ist.

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Die Vogelgrippe hat inzwischen eine Region rund 300 Kilometer südlich von Moskau erreicht – sie ist also weiter Richtung Westen vorgedrungen. Wie die EU-Kommission bestätigte, handelt es sich in Russland um den auch für den Menschen gefährlichen Virus H5N1. Rund 3.000 Stück Geflügel wurden in einem russischen Dorf getötet. Ein Importverbot für russisches Geflügel existiert bereits seit Sommer 2005. Während jedoch bisher das Risiko eines Eintrages der Krankheit nach Deutschland durch Zugvögel vom Friedrich-Loeffler-Institutes als gering bis mäßig bezeichnet wurde, wird es jetzt als mäßig bis hoch eingeschätzt.

Zur Abwehr der Vogelgrippe gilt daher in ganz Deutschland ab dem 22. Oktober 2005 eine weitestgehende Stallpflicht für Geflügel. Eine entsprechende Eilverordnung ist am 19. Oktober nach einer Telefonkonferenz mit den Landesministerien erlassen worden, wie das Verbraucherschutzministerium mitteilte. Bundesverbraucherminister Jürgen Trittin appellierte bei der Pressekonferenz am 19. Oktober an die Länder, die Beobachtung von Wildvögeln zu verstärken.

Illegale Einfuhr verhindern

Eine große Gefahr geht weiterhin von illegalen Einfuhren von Geflügel oder Geflügelprodukten aus. Die Bundesregierung hat deshalb Maßnahmen ergriffen, die die Einfuhrkontrollen verstärken. So werden spezielle Teams aus Zoll, Polizei und Veterinärbehörden die Überwachung gewährleisten. Ein Merkblatt für Reisende wurde bereitgestellt. Trittin wies am 19. Oktober daraufhin, dass diese Kontrollen unvermindert fortgesetzt werden müssten.

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Impfstoff in Entwicklung

Eine Übertragung der Krankheit von Mensch zu Mensch ist nach Aussage des Paul-Ehrlich-Instituts bisher nicht nachgewiesen. Zum Jahresende werde ein Prototyp-Impfstoff gegen die Vogelgrippe vorliegen. Für den Impfstoff solle beim zuständigen Paul-Ehrlich-Institut noch in diesem Jahr ein Antrag auf Zulassung eines Prototyps gestellt werden, sagte der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Klaus Theo Schröder.

Die Bundesregierung wolle 20 Millionen Euro für die Entwicklung des Impfstoffes bereitstellen. Insgesamt sollen zweimal 80 Millionen Impfdosen produziert werden, um die Bevölkerung im Gefahrenfalle impfen zu können. Als Basis zu einer eventuellen Bekämpfung diene der bereits seit langer Zeit vorliegende Pandemie-Plan von Bund und Ländern gegen die Vogelgrippe.

Tierkontakte meiden

Der Seuchenerreger wird von infizierten Tieren weitergegeben, kann aber auch durch Produkte wie Eier und Geflügelfleisch oder durch Kleider, Schuhe oder andere Gegenstände aus infizierten Gebieten übertragen werden. Trittin erneuerte deshalb den dringenden Appell an Reisende, direkte Tierkontakte in Geflügel haltenden Betrieben in den betroffenen Gebieten der Türkei zu vermeiden und auf den Besuch von Geflügelmärkten zu verzichten.

Aufstallung wegen Vogelzugs

Die Tierseuchenexperten des Bundes und aller Bundesländer hatten sich am 18. Oktober in Bonn darauf geeinigt, diejenigen Gebiete auszuweisen, in denen risikoorientiert die Aufstallung des Geflügels angeordnet werden soll. Die jetzt in Kraft getretene Eilverordnung geht über diese Maßnahmen hinaus, weil sich das Risiko einer Verbreitung in Deutschland verstärkt hat.

Die Vogelgrippe ist eine Viruskrankheit, die Wildvögel, Ziervögel und Geflügel in Tierhaltung, hier vor allem Hühner und Puten, befällt. Seit 2003 breitete sich die Vogelgrippe zunächst in Asien aus, in den letzten Wochen auch in Eurasien und Teilen Europas. Die Übertragung vom Tier auf den Menschen kam bisher fast ausschließlich bei engem Kontakt zu infizierten Tieren vor. Seit Ende 2003 traten in Thailand, Vietnam, Kambodscha und in Indonesien einzelne Erkrankungen beim Menschen auf, zuletzt mit zunehmender Tendenz.

(bundesregierung.de; BMVEL, 20.10.2005 – AHE)

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