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Spurensuche im Gestein

Interview mit Professor Gregor Markl

Prof. Dr. Gregor Markl © Gregor Markl

Gregor Markl ist seit Anfang des Jahres 2005 der Präsident der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft (DMG). In einem Interview berichtet der Professor vom Institut für Geowissenschaften in Tübingen über seine Arbeit und die Perspektiven des Faches Mineralogie.

g-o.de:

Mineralogie hat sehr viel mit kriminalistischer und spannender Spurensuche zu tun. Was macht für Sie persönlich der Reiz des Faches Mineralogie aus?

Markl:

Die Vielfalt. Mineralogie umfasst so verschiedene Bereiche wie echte, „altmodische“ Geländearbeit (mit dem Hammer in den Bergen), modernste geochemische und materialwissenschaftliche Analytik bis hin zu Experimenten unter Höchstdruckbedingungen, die Vorgänge im Erdmantel simulieren. Diese Vielfalt schafft die Voraussetzungen für sehr flexibel ausgebildete Hochschulabsolventen und für eine große Zahl interessanter Fragestellungen, die man als Wissenschaftler bearbeiten kann. Mich selbst hat es immer schon zur Geländearbeit hingezogen, und auch wenn sie als „altmodisch“ belächelt wird: es gibt noch viele ungelöste Fragen, die nur durch oder zumindest mit Hilfe von im Gelände arbeitenden Geowissenschaftlern gelöst werden können.

g-o.de:

Einer Ihrer Forschungsschwerpunkte liegt in Grönland und Nordnorwegen. Was macht diese Arbeitsgebiete für die Mineralogie so interessant?

Geländearbeit auf einem Gletscher in Grönland © Greogor Markl

Markl:

Im Gelände arbeitende Geowissenschaftler, also auch Mineralogen, müssen immer dorthin fahren, wo interessante Gesteine besonders gut aufgeschlossen sind, also gut zugänglich. Das ist in Polarregionen häufiger der Fall als beispielsweise in Mitteleuropa, da die Vegetation geringer ist. Im Falle Norwegens und Grönlands interessieren mich insbesondere ehemals geschmolzene Gesteine, so genannte Magmatite, die zwar seit Jahrmilliarden erstarrt sind, die aber Informationen über ihre Bildung und chemische Entwicklung, während sie geschmolzen waren, gleichsam eingefroren erhalten haben. Damit können wir Prozesse rekonstruieren, wie sie heute zum Beispiel unter oder im Inneren von Vulkanen stattfinden.

g-o.de:

Welches Projekt liegt Ihnen derzeit besonders am Herzen?

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Markl:

Neben der Arbeit in Grönland untersuche ich mit meiner Arbeitsgruppe die Erzlagerstätten des Schwarzwaldes, und dies liegt mir auch besonders am Herzen. Obwohl die mehr als 400 so genannten Erzgänge bereits seit römischer Zeit abgebaut wurden, ist ihre Bildung noch nicht wirklich verstanden. Wann bildeten sie sich? Wie und aus welchen mineralischen Lösungen schieden sich die Erze ab? Wie funktionieren Umverteilungsprozesse von Elementen in der Erdkruste? Was war die wirtschaftliche Bedeutung des Bergbaues im Schwarzwald? Diesen Fragen gehen wir derzeit und wohl auch in Zukunft noch ein Weilchen nach.

Verwittertes Gestein mit Klüften © USGS

g-o.de:

Gibt es ein Schlüsselerlebnis, das Sie zum Studium der Mineralogie bewogen hat?

Markl:

Ja. Ich sammelte schon seit meinem 12. Lebensjahr Mineralien und kam durch die Bearbeitung einer Schwarzwälder Erzlagerstätte während meines Studiums der Physik und Chemie erstmals in Kontakt mit spannenden, modernen mineralogischen Methoden. Außerdem hatte ich eine Vorlesung in Vulkanologie in Freiburg gehört, die mich sehr faszinierte. Aufgrund dieser beiden Eindrücke wechselte ich zur Mineralogie.

g-o.de:

Wie bewerten Sie als Vorsitzender der DMG die Perspektiven der Mineralogie? Welche Forschungsschwerpunkte und Herausforderungen gibt es in den nächsten Jahren?

Markl:

Ich sehe gute Perspektiven für die Mineralogie, da sie eine Vielzahl moderner Verfahren für die Lösung sehr relevanter Fragestellungen einsetzt und somit gute, flexible Absolventen ausbildet. Als wichtige Themenfelder der Grundlagenforschung der nächsten Jahre sind sicher die Interaktion zwischen Mineraloberflächen, Flüssigkeiten/Schadstoffen und Mikroben zu nennen, daneben die Untersuchung von Mineralstrukturen und -zusammensetzungen unter sehr hohen Drücken, die für das Verständnis von Erdmantel- und Erdkernprozessen wichtig sind, die Niedertemperatur-Geochemie, die zum Verständnis von Verwitterungsprozessen und Klimaveränderungen beiträgt, sowie der Zusammenhangs von Struktur mit chemischen und physikalischen Eigenschaften von Festkörpern. Außer diesen Feldern sind aber auch klassische Fragestellungen zum Beispiel der Strukturaufklärung, der Synthese technisch wichtiger Feststoffe, der Thermodynamik von Mineralstabilitäten oder der physikalisch-chemischen Vulkanologie nach wie vor hoch aktuell.

Weiterführende Links:

Deutsche Mineralogische Gesellschaft (DMG)

Petrology at Tübingen University

(Gregor Markl, 18.10.2005 – AHE)

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