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GeoUnion

Organisatorische Neuheiten beim Tsunami-Frühwarnsystem

Entscheidende Minuten im Kampf gegen die Uhr

Ausbreitung des Tsunami im Indischen Ozean © NOAA

Ein Frühwarnsystem registriert nicht nur den Zeitpunkt einer Naturkatastrophe, sondern benachrichtigt vor allem die Bevölkerung vor der drohenden Gefahr. Das neue Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean besteht daher nicht nur aus technischen sondern auch aus organisatorischen Neuerungen: Die Schulung von Personal, die Festlegung von Zuständigkeiten und die Schaffung eines Kommunikationsnetzwerks sind zentraler Bestandteil des vom GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) koordinierten deutschen Konzepts.

Die größte Tragik des Sumatra-Bebens vom 26. Dezember 2004 bestand sicherlich darin, dass bereits zwölf Minuten nach den verheerenden Erdstößen eine Tsunami-Warnung möglich gewesen wäre. Denn zu diesem Zeitpunkt hatten die seismischen Messstationen rund um die Welt den Erdbebenherd bereits lokalisiert und Experten wie am Pacific Warning Center befürchteten das Schlimmste. Doch aufgrund fehlender Ansprechpartner in den betroffenen Ländern konnte die Warnung nicht rechtzeitig weitergegeben werden.

In Zukunft sollen diese wertvollen Minuten und Stunden bis zum Auftreffen der Flutwelle auf die Küstenzonen jedoch nicht ungenutzt verstreichen. Mithilfe zahlreicher neuer Messstationen sollen Tsunamis frühzeitig erkannt und vor allem die Bevölkerung rechtzeitig gewarnt werden.

In Indonesien sollen zu diesem Zweck ein nationales und mehrere lokale Datenzentren eingerichtet werden. Diese sind nicht nur für die Überwachung des Ozeans zuständig, sondern sollen möglicherweise im Ernstfall auch die Warnungen an die Bevölkerung herausgeben. Die Verantwortlichkeit liegt dabei ganz klar bei der Indonesischen Regierung, die zunächst von deutscher Seite unterstützt wird. Die Erarbeitung von Richtlinien und Empfehlungen wird bereits seit Anfang diesen Jahres von der UNESCO wahrgenommen, die international alle nationalen und regionalen Anstrengungen zum Aufbau von Frühwarnsystemen koordiniert.

Problem der letzten Meile

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Letztendlich ist der Erfolg des Frühwarnsystems aber davon abhängig, wie die Information über eine drohende Flutwelle überhaupt die betroffenen Menschen erreichen kann. Dieses „Problem der letzten Meile“ stellt die Katastrophenplaner vor eine große Aufgabe. Vor allem in Gebieten mit ärmeren Bevölkerungsschichten ist die dürftige Ausstattung mit Kommunikationsgeräten ein großes Problem. „Hier werden neben SMS auch Möglichkeiten der Verbreitung über Radio, Fernsehen und die gute alte Sirene oder auch die Nutzung von Lautsprechern in Moscheen diskutiert“, erklärt Jörn Lauterjung, der zuständige Projektkoordinator des GFZ.

Da jedoch erfahrungsgemäß nicht jedes Seebeben auch einen Tsunami auslöst, ist zusätzlich die Genauigkeit der ausgesprochenen Warnungen von hoher Bedeutung. „Durch den Einsatz verschiedener Instrumente und einer Kombination dieser unabhängigen Messmethoden streben wir eine Fehlalarmquote von unter 20 Prozent an“, so Lauterjung. Schon jetzt beginnen die Arbeiten in Indonesien, um entsprechende Katastrophenpläne für den Ernstfall zu erarbeiten. Risikokarten und Fluchtpläne gehören ebenso dazu wie die Beratung beim Bau neuer Infrastruktureinrichtungen.

Vorbild auch für andere Frühwarnsysteme

Ausbreitung des Tsunami im Indischen Ozean © NOAA

„Das Warnsystem besteht nicht nur aus speziellen Instrumenten, sondern umfasst eine komplette Warnkette“, ergänzt Lauterjung. „Wir planen, das System so auszulegen, dass auch andere Sensornetzwerke oder Messinstrumente integriert werden können, so dass die Warnkette auch für andere Naturkatastrophen genutzt werden kann.“ Auf diese Weise könnte das System auch bei Vulkanausbrüchen, Landrutschungen, Sturmfluten, Waldbränden oder auch menschengemachten Katastrophen zum Einsatz kommen.

Bleibt die Frage, ob eine Katastrophe wie im Dezember 2004 in Zukunft zu vermeiden wäre. „Das System ist nicht ausgelegt, die Menschen in Sicherheit zu wiegen“, erklärt dazu Lauterjung. „Ein Frühwarnsystem, wie es jetzt aufgebaut wird, ist ein Teil einer Gesamtmaßnahme. Damit soll den Menschen bewusst gemacht werden, dass sie in einer geologisch gefährdeten Region leben und dass es Möglichkeiten gibt, sich darauf vorzubereiten“. So erhält der Katastrophenschutz in der Region sicherlich durch Schulungen und Trainingskurse neue Impulse. Zusätzlich liegt ein Schwerpunkt aber auch auf einer starken Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung über Rettungswege und Fluchtmöglichkeiten zu informieren.

(GFZ Potsdam / BMBF, 14.10.2005 – AHE)

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