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Neurobiologie

Zu viel Cholesterin fördert Alzheimer

Zusammenhang zwischen gestörtem Fettstoffwechsel und Gehirnerkrankung aufgedeckt

Mit einem erhöhten Cholesterinspiegel steigt auch das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung. Zu diesem Ergebnis sind jetzt Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) gekommen. Sie deckten damit die molekularen Zusammenhänge zwischen einem gestörten Fettstoffwechsel und der Gehirnerkrankung auf.

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Ein hoher Cholesterinspiegel im Gehirn kann dazu führen, dass das Protein Amyloid Beta (A beta) vermehrt gebildet wird. Winzige Scheren, die so genannten Gamma-Sekretasen, spalten dieses Eiweiß in zwei Teile. Je nach Schnittstelle entstehen dabei aus dem Protein A beta zwei verschiedene Amyloid-Formen: A beta 40 und A beta 42. Bei Alzheimer-Patienten sammeln sich große Mengen A beta 42 im Gehirn an und bilden so genannte amyloide Plaques. Diese Plaques schädigen die Nervenzellen.

Bislang war den Forschern nicht bekannt, ob A beta auch eine natürliche Aufgabe im menschlichen Körper erfüllt. Die NGFN-Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass das Protein eine wichtige Rolle im Fettstoffwechsel spielt: A beta 40 verhindert, dass Cholesterin in den Zellen entsteht. Und A beta 42 sorgt dafür, dass ein weiteres häufig im Gehirn vorkommendes Fett, das so genannte Sphingomyelin, abgebaut wird.

Die Zusammensetzung dieser Fette in den Nervenzellen wiederum beeinflusst die Herstellung von A beta. Auf diese Weise entsteht ein geschlossener Regelkreis: Liegt viel Cholesterin in den Zellen vor, so entsteht vermehrt A beta. Dadurch wird in einem nächsten Schritt die Konzentration dieser beiden Fette reduziert – und so auch die Produktion an A beta wieder heruntergefahren.

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Regelkreis aus dem Gleichgewicht

„Gerät dieser Regelkreis aus dem Gleichgewicht, kann zu viel A beta gebildet werden. Das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung könnte damit ansteigen“, erklärt Tobias Hartmann, der die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Studie leitet.

Bereits vor vier Jahren zeigte Hartmanns Arbeitsgruppe, dass cholesterinsenkende Medikamente zur Therapie bei Alzheimer-Patienten eingesetzt werden können. Dieser Ansatz befindet sich zurzeit in der klinischen Versuchsphase.

„Durch eine gezielte Veränderung des Fettstoffwechsels, zum Beispiel durch cholesterinsenkende Medikamente und durch eine Ernährungsumstellung, können wir in Zukunft vielleicht die übermäßige Produktion von A beta verringern und so das Absterben der Nervenzellen verhindern. Vielleicht lässt sich die Alzheimer-Erkrankung dadurch besiegen“, hofft Hartmann.

Die Forscher berichten über ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Cell Biology.

(NGFN, 10.10.2005 – DLO)

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