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Ökologie

Verkehrsberuhigte Zonen für Pinguin & Co

Polarforscher erarbeiten Managementpläne für die Antarktis

Tiefflieger, Expeditionen oder Marathonläufe für Touristen, aber auch wissenschaftliche Studien haben in letzter Zeit dazu geführt, dass Pinguin-Kinderstuben und Brutkolonien in der Antarktis immer öfter gestört werden. Polarforscher entwickeln nun Managementpläne für die Südpolregion, um die Tiere besser zu schützen. Flugkorridore, festgelegte Wanderwege und neue Schutzgebiete sollen verhindern, dass Skuas oder Pinguine aus ihrem angestammten Lebensraum fliehen.

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„Seit einiger Zeit beobachten wir eine deutliche Zunahme des Tourismus in der Antarktis, zudem weiten auch die Forschungsstationen ihre Tätigkeit immer mehr aus“, sagt Hans- Ulrich Peter von der Universität Jena. Vor diesem Hintergrund sei es dringend geboten, Riesensturmvögel, Skuas und die anderen Bewohner des südpolaren Kontinents besser zu schützen.

„Darüber wollen wir mit den Kollegen aus 20 Ländern während der 22. Internationalen Polartagung debattieren“, erklärt Peter, der Gastgeber der am bereits 18. September begonnenen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Polarforschung ist. Auf einem speziellen Workshop über den „Einfluss menschlicher Aktivitäten auf die terrestrischen Ökosysteme der Antarktis“ am kommenden Freitag sollen Vorschläge für international verbindliche Managementpläne für einzelne südpolare Regionen erarbeitet werden.

Diskussionsgrundlage bilden Daten über die menschlichen Aktivitäten in den stark frequentierten Gebieten der Antarktis und deren Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt, die von Polarforschern aus zehn Ländern gesammelt wurden.

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Fildes-Halbinsel im Visier der Forscher

Umfangreiches Datenmaterial stellen auf der Tagung auch die Wissenschaftler der Jenaer Universität vor, die seit 2003 im Auftrag des Umweltbundesamtes eine Gefährdungsanalyse auf der Halbinsel Fildes, auf King George Island und der Insel Ardley vorgenommen haben. „In dieser Region haben seit 1968 sieben Nationen – Argentinien, Brasilien, Chile, China, Deutschland, Russland und Uruguay – Forschungsstationen, Feldhütten und eine feste Landebahn für Flugzeuge errichtet“, erklärt die Jenaer Projektmitarbeiterin Simone Pfeiffer. Das umfangreiche wissenschaftliche Programm, das Forscher aus aller Welt in den Stationen sowie auf Außenposten absolvieren, sorge für zunehmenden Personen- und Frachtverkehr.

„Außerdem kommen immer häufiger Touristen mit dem Schiff oder per Flugzeug in der Antarktis an“, weiß auch Peter von vielen Expeditionen. Aktivitäten wie Marathonläufe, Gletscherklettern, Camping und Tauchexpeditionen würden den Urlaubern geboten. „Wir sind nicht gegen Tourismus in der Antarktis“, sagt Pfeiffer „Jedoch sollte es unkontrollierte Wanderungen zu Brutplätzen und Tiefflüge über Schutzgebieten, von denen derzeit zwei in der Region der Fildes Halbinsel ausgewiesen sind, nicht geben.“

Gerade im antarktischen Sommer während der Brut- und Fellwechselperiode von Vögeln und Robben sei das ein großes Konfliktpotenzial. „Wir haben beobachtet, dass Pinguine nervös reagieren und Riesensturmvögel angestammte Brutplätze meiden, weil sie vor menschlicher Störung fliehen“, weiß die junge Wissenschaftlerin. „Dies können wir mit Herzschlagmessungen und Verhaltensbeobachtungen der Tiere beweisen“.

Flugkorridore und festgelegte Wanderrouten

Um den Interessenskonflikt zwischen Umweltschutz, Wissenschaft, Logistik und Tourismus zu verringern, schlagen die Polarforscher unter anderem eine Festlegung von Flugkorridoren und die Benutzung festgelegter Wege und Wanderrouten im Gelände vor. Außerdem plädieren sie für die Ausweisung eines „Besonders Verwalteten Gebietes“ in der Region der Fildes Halbinsel. „Damit könnten beispielsweise die Brutkolonien des Südlichen Riesensturmvogels besser geschützt werden, der auf der ‚Roten Liste der Internationalen Naturschutzunion IUCN‘ steht“, sagt Pfeiffer.

„Der Erfahrungsaustausch auf unserem Kongress wird weitere Anregungen für wirksame Managementpläne für die Antarktis geben, die dann auch von den Politikern der verschiedenen Länder diskutiert werden“, ist Peter überzeugt.

An der 22. Internationalen Polartagung der Deutschen Gesellschaft für Polarforschung die noch bis zum 24. September in Jena läuft, nehmen mehr als 220 Wissenschaftler aus 18 Ländern teil.

(idw – Universität Jena, 22.09.2005 – DLO)

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