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Klimakiller CO2: Untergrund als Endlager?

BMBF fördert Forschungsprogramm zur unterirdischen Speicherung von Treibhausgasen

Kohlendioxid (CO2) gilt als eines der gefährlichsten Treibhausgase. Weltweit machen sich Klimaexperten daher Gedanken, wie dieser Umweltkiller entschärft werden kann. Eine mögliche Schlüsseltechnologie könnte die unterirdische Lagerung von CO2 sein. Welche ökologischen, ökonomischen und technologischen Perspektiven die Speicherung von CO2 im Boden bieten kann, wird nun im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprogramms GEOTECHNOLOGIEN näher untersucht.

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„Nach Abschluss werden die Wissenschaftler und ihre Kollegen aus der Industrie ein abgestimmtes Konzept vorlegen, auf dessen Grundlage eine verlässliche Bewertung dieser Technologie möglich sein soll“, meint Ludwig Stroink, Leiter der Geschäftsstelle GEOTECHNOLOGIEN und Koordinator des Gesamtprogramms.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert dazu innerhalb von GEOTECHNOLOGIEN ab Mitte 2005 zehn interdisziplinäre Forschungsverbünde aus Wissenschaft und Wirtschaft mit knapp 7,5 Millionen Euro.

Zahlreiche Studien gehen heute davon aus, dass Kohle auch in einem zukünftigen Energiemix Deutschlands eine maßgebliche Rolle spielen wird. Vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Energiewirtschaft ist dies jedoch nur dann möglich, wenn das CO2, das bei ihrer Nutzung entsteht, minimiert wird oder erst gar nicht in die Atmosphäre gelangt. Die Abscheidung des Treibhausgases aus den Kraftwerksdämpfen und seine unterirdische Speicherung wird von vielen Experten inzwischen als eine Schlüsseltechnologie angesehen, dieses Ziel zu erreichen. Aus Sicht des Rates für Nachhaltige Entwicklung könnte sie eine „wichtige Brücke für die Nutzung fossiler Energieträger ins Zeitalter der regenerativen Energien bauen“.

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Erdgas – und Erdölfelder als CO2-Speicher

In Deutschland bieten sich für eine unterirdische CO2-Speicherung beispielsweise tiefliegende Erdgas – und Erdölfelder an, deren Produktivität durch das Einpressen von CO2 sogar noch gesteigert werden könnte. Ebenso könnten in großer Tiefe auftretende salzwasserführende Formationen und Kohleflöze als potenzielle Speicher genutzt werden. Sie werden im Rahmen des Forschungsprogramms daher auf Herz und Nieren geprüft.

Aber auch innovative, eher unkonventionelle Speicheroptionen konnten sich bei dem anspruchsvollen Auswahlprozess durch internationale Gutachter durchsetzen. Hierzu zählen beispielsweise die Umwandlung des flüchtigen CO2 in feste kalksteinartige Verbindungen, die mikrobielle Umwandlung von CO2 in Erdgas (CH4) oder die Behandlung von Flugaschen stillgelegter Tagebaue mit dem Treibhausgas. Das gesamte Forschungspaket wird in enger Abstimmung mit anderen, auch internationalen Forschungsinitiativen zu dieser Thematik durchgeführt.

Nach Meinung vieler Experten könnte die Abscheidung und Speicherung von CO2 nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Trotz erhöhter Stromgestehungskosten, die mit der Abspaltung und Lagerung von CO2 verbunden wären, könnte sich die Technologie auch wirtschaftlich lohnen. So errechnete der DIW in seinem kürzlich erschienenen Wochenbericht, dass eine Stromerzeugung aus emissionsfreien Kohlekraftwerken ab einem Zertifikatpreis von über 30 Euro pro Tonne wirtschaftlich werden könnte. Auch die großtechnische Anwendung – Experten rechnen in ungefähr zehn bis fünfzehn Jahren damit – und die erheblichen Exportchancen dieser umweltfreundlichen Technologie eröffnen interessante wirtschaftliche Perspektiven.

Die Startveranstaltung für alle geförderten Vorhaben findet am 22./23. September 2005 an der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover statt.

(idw – Koordinierungsbüro Geotechnologien, 21.09.2005 – DLO)

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