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Physik

Blaue Leuchtdioden „reparieren“ sich selbst

Defektes Ausgangsmaterial "schirmt" eigene Fehler ab und sorgt so für Energieffizienz

Die Energielandschaft in der "aktiven" Schicht des LED-Materials. Das Galliumnitrid entwickelt kegelförmige Ausbuchtungen rund um die Defekte. Auftreffende Elektronen können dadurch nicht "verschluckt" werden und setzen Photonen frei - die Lichtemission findet statt. © TU Braunschweig

Blaue und grüne Leuchtdioden (LED) erobern seit mehr als zehn Jahren den Alltag. Warum sie aber funktionieren, war für Physiker und Ingenieure aus aller Welt bisher ein Rätsel. Forscher der TU Braunschweig haben es jetzt gelöst und eine Erklärung für das paradoxe Phänomen gefunden. Die Wissenschaftler hoffen, aufgrund ihrer Ergebnisse die Energieausbeute der hoch effizienten Lichtquellen noch weiter steigern zu können.

Sie erzeugen zum Beispiel das Grün in modernen energiesparenden Verkehrsampeln und sorgen für das blaue Licht bei der Armaturenbeleuchtung von Autos: Aufgrund ihrer hohen Effizienz lassen sich immer mehr Anwendungsgebiete für blaue und grüne Leuchtdioden erschließen. In naher Zukunft werden weiße Leuchtdioden auf dieser Basis zunehmend für die Allgemeinbeleuchtung interessant, als Taschenlampe kann man sie heute schon kaufen.

Für die Experten war die hohe Effizienz dieser Leuchtdioden allerdings immer ein Rätsel. Das zugrunde liegende Material Galliumnitrid (GaN) weist nämlich eine große Zahl struktureller Defekte auf – sogar millionenfach mehr als das Material in roten Leuchtdioden mit vergleichbarer Effizienz. Bei roten LED würde eine derart hohe Zahl von Defekten jegliche Lichtemission unterdrücken.

Defekte im Material werden abgeschirmt

Viele Jahre lang wurde spekuliert, dass nur eine Lokalisierung von Ladungsträgern in diesem stark inhomogenen Material die einzig vorstellbare Erklärung für die rätselhaft große Effizienz der Lichtemission sein könne. Professor Andreas Hangleiter vom Institut für Angewandte Physik der Technischen Universität Braunschweig und sein Team haben nun das Rätsel gelöst und eine überzeugende Erklärung für das paradoxe Phänomen gefunden. Gemeinsam mit Forschern der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig konnten sie einen bisher unentdeckten Mechanismus nachweisen, mit dem sich die Defekte im Material gleichsam selbst „abschirmen“ und so die Unterdrückung der Lichtemission verhindern.

„Schon seit langem können wir Galliumnitrid in den Zustand versetzen, bei dem dieses Phänomen auftritt. Dadurch wurden die LED erst möglich“, erläutert Hangleiter in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Physical Review Letters, „doch der Weg dorthin war bisher reine Alchimie – niemand wusste, was wirklich mit dem Material geschah.“ Sein Forscherteam konnte unter dem Transmissionselektronenmikroskop beobachten, wie sich unter bestimmten Laborbedingungen kegelförmige Ausbuchtungen rings um die Defekte herum bildeten. Wie eine Barriere schirmen diese die Defekte ab und verhindern, dass die Lichtemission unterdrückt wird.

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„Unsere Erkenntnisse machen nun eine noch bessere Ausnutzung der Galliumnitrid-basierten LED möglich“, so Hangleiter. „Schon jetzt haben wir einen Rekordwert von 73 Prozent für die interne Effizienz blauer LED im Labor erreicht“. Das übertrifft die Ergebnisse anderer Forschergruppen um etwa die Hälfte. Und höhere Werte sind durchaus realistisch. Die größten Verbesserungen sind künftig im grünen und im ultravioletten Spektralbereich zu erwarten. Auch für die industrielle Anwendung dürfte das ein Meilenstein sein.

(idw – TU Braunschweig, 20.09.2005 – DLO)

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