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Wiederbelebung von Innenstädten erforscht

Reurbanisierung als komplexe Aufgabe

Neues Wohnen am Karl-Heine-Kanal in Leipzig-Plagwitz © Norma Neuheiser/UFZ

Schrumpfende Industrien, steigende Arbeitslosigkeit und eine alternde Gesellschaft: viele Städte in Europa haben mit den ähnlichen Problemen zu kämpfen. Besonders die zentrumsnahen Altbauquartiere verändern sich durch den Strukturwandel in ihrer sozialen Zusammensetzung und ganze Stadtviertel verlieren ihre ursprüngliche Funktion. Das internationale Forschungsprojekt „Re Urban Mobil“ sucht nach neuen Wegen, die verödeten innenstadtnahen Wohnquartiere wieder attraktiver zu machen und damit Menschen zum Bleiben oder gar Herziehen zu motivieren.

In den vergangenen drei Jahren haben Wissenschaftler aus acht europäischen Ländern die Städte Leipzig in Deutschland, Ljubljana in Slowenien, León in Spanien und Bologna in Italien auf ihren so genannten demographischen Wandel hin analysiert. Neben dem Alter der Bewohner, dem Charakter und der Größe der Haushalte standen vor allem der Zustand der Bausubstanz sowie das Wohnumfeld im Mittelpunkt der Untersuchungen. Die Forscher erarbeiteten Vorschläge, um gerade in den innerstädtischen gewachsenen Baustrukturen interessante Wohnangebote für neue Haushaltstypen und Bewohnergruppen anzubieten.

„Anstelle der traditionellen Familie leben immer mehr Menschen lediglich auf Zeit zusammen“, erläutert Dr. Sigrun Kabisch das Problem. Sie ist Leiterin des Departments Stadt- und Umweltsoziologie am Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ) und am Forschungsprojekt „Re Urban Mobil“ beteiligt. Ihrer Meinung nach sind vor allem diese neuen Haushaltstypen ein wichtiger Schlüssel, um die Schwierigkeiten in Stadtteilen wie Altlindenau oder Neustadt/Neuschönefeld in Leipzig in den Griff zu bekommen. „Neue Haushaltsstrukturen verlangen auch neue Wohnungszuschnitte. Momentan gibt es einen Trend zu größeren Wohnungen, die Gemeinschaft, aber auch Rückzugsmöglichkeiten für die Einzelnen zulassen“, erklärt Kabisch.

Reurbanisierung durch attraktiven Mix

Neugestaltete Grün- und Parkflächen in Leipzig-Plagwitz © Norma Neuheiser/UFZ

Da die Probleme sehr komplex sind, arbeiten die Wissenschaftler des UFZ mit Demographen, Stadtplanern, Architekten, Juristen, Ökonomen und Stadtökologen gemeinsam an einer zukunftsweisenden Lösung. Denn für eine erfolgreiche Wiederbelebung der Innenstädte, der so genannten Reurbanisierung, müssen viele positive Faktoren zusammenkommen. Hier besteht die Chance, stadtspezifische Angebote mit suburbanen Wohnqualitäten zu kombinieren. Nur ein Mix aus beispielsweise moderaten Preisen, nahen Grünflächen und restaurierter Bausubstanz einerseits und leicht erreichbaren Schul- und Kulturangeboten andererseits kann den Prozess der Verödung und des Attraktivitätsverlustes aufhalten. „Bestimmte Bevölkerungsgruppen können als Stabilisatoren wirken, wenn das Wohnungsangebot und das Wohnumfeld stimmen – und dabei kommt es auf die Mischung an“, fügt Kabisch hinzu.

So hat beispielsweise Leipzig in nur kurzer Zeit einen grundlegenden Wandlungsprozess durchlaufen. In einigen Vierteln sind neue Freiräume entstanden, die es so nur in der „entdichteten Stadt“ gibt: Neue Parks, moderne Stadthäuser, Lofts oder großzügige Gründerzeitwohnungen. Um darüber hinaus weitere Strategien zur Reurbanisierung zu finden, trafen sich im Rahmen von „Re Urban Mobil“ unlängst rund 50 Wissenschaftler und Praktiker aus acht Ländern in der Messestadt Leipzig. Das Forschungsprojekt wird von der Europäischen Union gefördert. Das Leipziger Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW) hat die Koordination inne, das UFZ zeichnet für das wissenschaftliche Konzept verantwortlich.

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(UFZ Leipzig-Halle, 20.09.2005 – AHE)

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