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Geowissen

Methan-“Rülpser” heizten Erde ein

Drei Methangasausbrüche vor 180 Millionen Jahren lösten Massenaussterben aus

Gasausbruch am Meeresgrund © NOAA

Die Katastrophe ereignete sich vor 180 Millionen Jahren: Drei massive Ausbrüche von Methangas stiegen aus dem Meeresgrund auf und heizten die Atmosphäre um zehn Grad an und lösten ein Massenaussterben aus. Diese neuen, jetzt in Natur veröffentlichten Erkenntnisse könnten wichtige Aufschlüsse über die Klimaentwicklung nicht nur zur Zeit der Dinosaurier, sondern auch in der Zukunft geben.

Bekannt war bisher, dass vor 180 Millionen Jahren eine plötzliche globale Erwärmung eintrat und Methangasausbrüche mögliche Auslöser gewesen sein könnten. Das Methan stammte aus großen Vorkommen von Gashydrat im Meeresboden, einer gefrorenen Mischung aus Wasser und Methan. Bei Erwärmung verliert diese auch heute noch in den Meeresböden einiger Regionen vorhandene Mischung ihre Stabilität und gibt große Mengen Methangases frei.

Drei Ausbrüche hintereinander

Wann genau und in welcher Form sich diese „Rülpser der Erde“ im Zeitalter des Jura, vor rund 180 Millionen Jahren ereigneten, darüber herrschte bisher noch Unklarheit. Dave Kemp und Angela Coe, Wissenschaftler der britischen Open University und Lorenz Schwark von der Universität Köln haben nun anhand von geochemischen Analysen von Sedimentgestein aus der Zeit des Jura, das entlang der Küste von Yorkshire erhalten geblieben ist, wertvolle neue Erkenntnisse gewonnen.

„Unsere Studie zeigt, dass die Methanfreisetzung sich nicht nur einmal ereignete, sondern in drei aufeinander folgenden Pulsen innerhalb eines Zeitraums von rund 60.000 Jahren“, erklärt Angela Coe. „Noch wichtiger: Unsere Daten demonstrieren, dass jeder einzelne Puls extrem schnell ablief.“

Auch zur Ursache dieser plötzlichen Ausbrüche fanden die Wissenschaftler Hinweise in ihren Daten: „Das Methan wurde freigesetzt, weil leichte Unregelmäßigkeiten in der Umlaufbahn der Erde sie z7u dieser Zeit etwas näher an die Sonne brachte. Dies reichte aus, um die Ozeane so weit zu erwärmen, dass die großen Vorräte an Gashydraten zu schmelzen begannen“, so Dave Kemp. Die Forscher vermuten, dass andere, bei Vulkanausbrüchen freigesetzte Treibhausgase die Wirkung des Methans noch verstärkt haben.

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Langanhaltende Folgen

Einmal in der Atmosphäre reagierte das Methan zudem mit Luftsauerstoff zum langlebigeren Treibhausgas Kohlendioxid, das für hunderte von Jahren in der Atmosphäre erhalten blieb und letztendlich für einen massiven Klimawandel verantwortlich war. Die globalen Temperaturen schnellten um zehn Grad in die Höhe und ließen eine große Anzahl von ungenügend angepassten Tier- und Pflanzenarten an Land und in den Ozeanen aussterben.

Während der Methanausbruch sehr plötzlich und rasch eintrat, brauchte die Umwelt daher weitaus länger, um sich von diesem Ereignis zu erholen. Nach Schätzungen der Forscher dauerte es mindestens ein paar hunderttausend Jahre, bis die Natur die Folgen „verarbeitet“ hatte.

Rückschlüsse auf gegenwärtigen Klimawandel

„Einer der wichtigsten Aspekte der Studie ist die Tatsache, dass sie eine akkurate Zeitskala liefert, wie die Erde und das Leben auf einen plötzlichen Anstieg von Treibhausgasen reagieren“, erklärt Anthony Cohen. „Heute emittieren wir große Mengen an Kohlendioxid in die Atmosphäre, hauptsächlich durch die Verbrennung von fossilen Energieträgern. Es ist möglich, dass die Rate, mit der wir dies tun, sogar die Geschwindigkeit übertrifft, mit der sich die Veränderungen vor 180 Millionen Jahren ereigneten. Angesichts der damaligen dramatischen Folgen ist es umso wichtiger, die Details der vergangenen Ereignisse zu kennen, um die heutigen Klimaveränderungen besser zu verstehen.“

(Natural Environment Research Council (NERC), 15.09.2005 – NPO)

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