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Klima

Rodung beeinflusst Regen mehr als gedacht

Tropische Entwaldung verändert globale Niederschlagsmuster

Vegetationsdichte auf der Erde (markiert: untersuchte Tropenwaldgebiete) © NASA GISS /Duke University

Ein Drittel der Erdoberfläche sind heute durch Einwirkung des Menschen verändert – ein Großteil davon durch Abholzung. Die Langzeitfolgen vor allem der tropischen Entwaldung auf das irdische Klima hat jetzt eine neue Studie amerikanischer Wissenschaftler untersucht. Das Ergebnis: Besonders die Niederschlagsmuster haben sich bereits deutlich verändert.

Forscher der amerikanischen Duke Universität in Durham analysierten die Klima- und Vegetationsdaten mehrerer Jahre und führten mithilfe zweier Computermodelle des NASA Goddard Institute for Space Studies, des General Circulation Computer Model (GCM) und des Global Precipitation Climatology Project (GPCP) unterschiedliche Klimasimulationen durch.

Ihr Ergebnis: Die Entwaldung in verschiedenen Regionen des Planeten beeinflusst die Niederschlagsmuster in großen Bereichen der Erde. Die Schrumpfung des Amazonas-Regenwalds in Südamerika wirkt sich beispielsweise in einem Gebiet von Mexico und Texas und den gesamten Golf aus, die Entwaldung in Südostasien dagegen ist noch in veränderten Regenfällen in China und sogar dem Balkan zu spüren.

Frühere Annahmen widerlegt

Diese Befunde widerlegen relativ klar frühere Annahmen, nach denen ein Rückgang des Amazonaswaldes zwar stärkere Trockenheit und höhere Temperaturen im Amazonasbecken nach sich zieht, aber keine merklichen Auswirkungen auf den globalen Wasserkreislauf haben sollte. Stattdessen wiesen die Wissenschaftler die Folgen jetzt auch in nicht direkt von Entwaldung betroffenen Gebieten nach. Die Forscher weisen allerdings daraufhin, dass solche Veränderungen sich meist nur in bestimmten Jahreszeiten zeigen und in einer Region die Niederschläge dadurch zunehmen, in einer anderen dagegen abnehmen können.

“Unsere Studie hatte ziemlich überraschende Ergebnisse, denn sie zeigte, dass die Hauptfolgen der Entwaldung zwar in und nahe den betroffenen Gebieten auftreten, aber es auch starke Einflüsse auf die Niederschläge in den mittleren und sogar den höheren Breiten gibt“, erklärt Roni Avissar, Hauptautor der Studie, die in der Fachzeitschrift Hydrometeorologie erschienen ist.

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Veränderung der Zirkulationsmuster

“Die Entwaldung scheint den globalen Durchschnitt der Niederschläge nicht zu verändern, wohl aber die Niederschlagsmuster und –verteilungen. Verantwortlich ist die Menge der an die Atmosphäre abgegebenen Wärme und die durch die Kondensation von Wasser freigesetzte so genannte latente Wärme“, so Avissar. „Die damit verbundenen Änderungen in der Luftdruck-Verteilung verschieben die globalen Zirkulationsmuster und lenken Stürme aus ihrer gewohnten Bahn.“

Damit haben Veränderungen in der Vegetationsdecke Konsequenzen auch für die Verfügbarkeit von Wasserressourcen, die Häufigkeit von Waldbränden, die Landwirtschaft und andere Landnutzungen auch in weit von den betroffenen Wäldern entfernten Regionen. Nach Ansicht der Wissenschaftler sollte daher die Entwaldung neben den Treibhausgasen als wichtiger Parameter bei Klimaschutzmaßnahmen berücksichtigt werden. Denn je nach Lage und Art der Vegetationsveränderung könne sie die globale Erwärmung entweder fördern oder aber bremsen.

Die Wissenschaftler wollen nun herausfinden, warum die Entwaldung diese Einflüsse in bestimmten Jahreszeiten hat und zudem ihre Daten auch noch auf anderen Klimamodellen testen. Denn ihre Simulation sei bisher nur an einem Klimamodell getestet worden, so betonen sie, Bestätigungen durch weitere Modelle seien daher nur von Vorteil.

(NASA GISS, 14.09.2005 – NPO)

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