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Umwelt

Nationalparks: DDR-„Tafelsilber“ gut gepflegt

Positive Bilanz nach 15 Jahren Nationalparkprogramm Ostdeutschland

Nationalpark Jasmund © WWF

Große Fortschritte im Naturschutz, hohe Akzeptanz in der lokalen Bevölkerung, mehr Tourismus und ein gutes Image – 15 Jahre nach Gründung der ostdeutschen Schutzgebiete durch die letzte DDR-Regierung zieht auch die Umweltschutzorganisation WWF eine positive Bilanz.

„Die Beteiligten können stolz auf ihre Nationalparke sein“, resümiert Jochen Lamp vom WWF-Projektbüro Ostsee in Stralsund. „Das Tafelsilber der Deutschen Einheit wurde gut gepflegt.“ Die DDR-Volkskammer hatte am 12. September 1990 in ihrer letzten Sitzung das Nationalparkprogramm beschlossen. Fünf Nationalparke, sechs Biosphärenreservate und drei Naturparke wurden damals ausgerufen – insgesamt 4,5 Prozent der damaligen DDR-Landesfläche.

Anlässlich des Jubiläums legt der WWF eine Bilanz für die drei Schutzgebiete Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, Nationalpark Jasmund und Biosphärenreservat Südost-Rügen vor. „In Rekordgeschwindigkeit und im Enthusiasmus der Wendezeit geplant, diskutiert und verabschiedet, waren diese Schutzgebiete anfangs eher Programm und Auftrag als gelebte Realität“, erinnert sich Jochen Lamp. Mittlerweile haben sich die Schutzgebiete – nach zwischenzeitlich heftigem Gegenwind – etabliert.

So lobte der WWF im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft die Beseitigung von militärischen Siedlungen, die erfolgreiche Renaturierung von Feuchtgebieten, die Rückführung der Landwirtschaft, die gute Einbindung der Gemeinden und die Attraktivität für Touristen. Die 2,8 Millionen Besucher jährlich werden durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit informiert. Bemängelt wurde allerdings noch die Umsetzung der Schutzregeln auf dem Wasser, das 80 Prozent der Parkfläche ausmacht. Hier fehle es noch an Ausrüstung und Ausbildung des Personals. Nach wie vor ungelöst ist auch der Konflikt um Schließung und den Ersatz für den Nothafen Darßer Ort. Auch bei Jagd und Waldpflege müsse noch nachgebessert werden.

Im Biosphärenreservat Südost-Rügen, im touristisch begehrtesten Teil der Insel gelegen, hebt die Bilanz die Einführung einer nachhaltigen Forstwirtschaft hervor. Auch Initiativen zur Stärkung der Regionalwirtschaft wie „Jobmotor Biosphäre“ und „Holzmesse“ sehen die Naturschützer als positive Impulse. Bislang sei es allerdings hier nicht gelungen, gemeinsam mit den Gemeinden einen Entwicklungsweg für das Reservat zu finden. Mängel gebe es – trotz hoher Gästezahlen und eines entsprechenden Auftrages der UNESCO – bei der Umweltbildung und der Öffentlichkeitsarbeit.

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Das 2004 eröffnete Nationalparkzentrum Königsstuhl, an dem der WWF entscheidend beteiligt war, ist die neue Touristenattraktion des Nationalparks Jasmund. Defizite bestünden hier noch in der wissenschaftlichen Begleitung des Naturschutzes. „Die Schutzgebiete haben in den letzten 15 Jahren einen guten Weg zurückgelegt“, resümiert Jochen Lamp. „Das Land Mecklenburg-Vorpommern muss aber die Unterstützung in vollem Umfang fortsetzen. Die von uns festgestellten Defizite sind hausgemacht.“

(WWF, 13.09.2005 – NPO)

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