Max-Planck-Forscher haben einen neuen Impfstoff entwickelt, der deutlich besser vor Tuberkulose schützt als alle bisher bekannten Vakzine. Nach der erfolgten Immunisierung kämpfen auch bislang nicht aktive Teile des Immunsystems gegen die Erreger an.
An Tuberkulose sterben auch heute noch mehr Erwachsene als durch jeden anderen Erreger. Und das Risiko steigt weiter, da eine zunehmende Zahl von Bakterienstämmen Resistenzen gegen die üblichen Medikamente entwickeln. Der bislang verwendete Impfstoff schützt nicht gegen die häufigste Krankheitsform bei Erwachsenen: die Lungentuberkulose.
Das Team um Stefan H. E. Kaufmann am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie hat nun gezielt den bisherigen Impfstoff „BCG“ verändert, um eine bessere Schutzwirkung zu erreichen. Der neue Impfstamm enthält ein porenbildendes Protein; zudem wurde ein pH-stabilisierendes Protein ausgeschaltet.
Die Veränderungen führen dazu, dass nach der Schutzimpfung auch bislang nicht aktive Teile des Immunsystems gegen die Erreger ankämpfen: Der verbesserte Impfstoff löst in infizierten Fresszellen (Makrophagen), die den Erreger aufnehmen, den programmierten Zelltod aus. Erst damit wird ermöglicht, dass so genannte dendritische Zellen – die potentesten antigenpräsentierenden Zellen überhaupt – einen Impfschutz bewirken. In präklinischen Modellen konnten die Forscher feststellen, dass der neue Impfstoff gegen Lungentuberkulose und sogar gegen die gefürchteten klinischen Isolate vom Beijing-Typ schützt.
Diese Beijing-Stämme, die meist therapieresistent und deutlich aggressiver sind, breiten sich derzeit über die Welt aus. Es wird angenommen, dass sich diese klinischen Isolate als Ausweichstrategie gegen die Medikamententherapie und BCG-Impfung entwickelt haben. „Wir hoffen, mit dem neuen Impfstoff eine wirksame Waffe gegen diese Bedrohung gefunden zu haben“, sagt Kaufmann.
Der Impfstoff wurde an die Vakzine Projekt Management GmbH, Braunschweig, lizenziert, die Anfang 2006 damit klinischen Studien beginnen wird.
(MPG, 29.08.2005 – DLO)