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Waldbrandprävention als Wirtschaftsfaktor

Vorausschauendes Feuermanagement spart Kosten

„Waldbrand vernichtet Hunderttausende Hektar Wald“ oder „Dörfer wegen Brandgefahr evakuiert“, lauten derzeit die Schlagzeilen über die Feuersbrunst in Portugal. Solche oder ähnliche Szenarien befürchtete Dr. Christophe Neff von der Universität Karlsruhe schon im Mai diesen Jahres, obwohl er davon ausgeht, dass sich solche Katastrophen auch vermeiden lassen. Laut Neff verursacht die präventive Waldbrandbekämpfung dabei nicht nur Kosten, sondern kann über die vermiedenen Schaden hinaus sogar wirtschaftlich vorteilhaft sein.

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„Die Zutaten sind bei einem Waldbrand immer dieselben: man braucht viel Biomasse und jemanden, der es anzündet, meistens Menschen oder Blitze“, fasst Christophe Neff lakonisch zusammen. Doch wie kann man so etwas vermeiden und muss man das immer? Wer Waldbrandgefahren abschätzen will, kann nicht nur die biologischen und physikalischen Gegebenheiten berücksichtigen.

Im Mittelmeerraum verändert sich seit über 50 Jahren die Landschaft sehr stark, die typischen Trockenrasenflächen mit ihrer hohen Artenzahl verschwinden genauso, wie die Provencelandschaft schlechthin, die Garrigue. Diese oft auch in Film und Roman verwendete Landschaft mit ihren vielen Kräutern reicht vom Apennin bis an den Atlantik. Doch jetzt wird sie vom Wildwuchs der Bäume regelrecht überwuchert.

Feuer schafft Leben

Feuer hingegen öffnet Flächen, dadurch steigt die Vielfalt der vorhandenen Pflanzen- und Tierarten. In dieser Gegend sind viele Pflanzen sehr gut an Feuer angepasst, die Korkeiche zum Beispiel ist durch ihre dicke Rinde vor der Hitze des Feuers geschützt und treibt schon bald nach einem Brand aus. Andere Arten brauchen die Hitze, damit ihre Samen sich öffnen. Biologisch sind Waldbrände auf lange Sicht gesehen also wichtig.

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Doch bedrohen Feuer Siedlungen und Menschen, so werden sie folgerichtig bekämpft. Da immer mehr Flächen regelrecht zersiedelt werden, wird es immer schwieriger, Feuern ihre natürliche Rolle zukommen zu lassen. Zudem empfindet der Mensch verbrannte Flächen als hässlich, so dass Feuer auch dem Ansehen einer Region und damit dem Tourismus schadet. Dies zeigt: problematisch wird es erst, wenn der Mensch angrenzende Flächen nutzt. Die immer stärker von Büschen und Bäumen dominierten Flächen bieten einem Feuer viel Futter. Aufgrund der Gefährdung können die Feuer nur an wenigen Stellen brennen, um den natürlichen Zyklus zu absolvieren. Ein Ansatz wäre laut Neff die forstwirtschaftliche Nutzung gefährdeter Flächen.

Die langjährigen Forschungen von Neff und seinen Kollegen zeigen: Ein an die jeweiligen Umweltbedingungen angepasstes Feuermanagement, etwa das kontrollierte Abbrennen von Flächen, aber auch die Pflege der mediterranen Kulturlandschaft, würden das Risiko von katastrophalen Feuern, wie sie derzeit in Frankreich, Spanien und Portugal wüten, erheblich reduzieren – und dabei noch die Landschafts- und Biodiversität fördern.

Durch das Pflegen und Ausdünnen würde nicht nur die Brandgefahr sinken, das geerntete Material könnte zugleich zu Holzpellets und Holzhackschnitzeln verarbeitet werden. Diese neuen Rohstoffe sind nicht nur angesichts eines extrem hohen Ölpreises immer gefragter zur Energiegewinnung. „Ich glaube, dass es sich lohnt, diese Spur zu verfolgen“, beurteilt Neff den Ansatz.

(Universität Karlsruhe / Kirsten Achenbach, RCOM, 24.08.2005 – AHE)

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