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Paläontologie

Warum wurden Dinosaurier so groß?

Künstlicher Magen soll die Nahrungsverwertung entschlüsseln

Das Riesenwachstum der Dinosaurier gibt der Wissenschaft schon lange ein Rätsel auf. Nun entwickelten Bonner Wissenschaftler einen künstlichen Dino-Magen und erforschen damit ihre Nahrungsverwertung.

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Die sauropoden Dinosaurier übertrafen an Größe und Gewicht alle anderen Landlebewesen, die jemals die Erde bevölkerten – und zwar mit Abstand. Die gewaltigsten von ihnen brachten mit 100 Tonnen soviel Masse auf die Waage wie zehn ausgewachsene Elefanten oder 1.400 Durchschnittsdeutsche. Und doch waren ihre Eier oft nicht viel größer als Straußeneier. Die Universität Bonn geht der Frage nach, warum die vor über 65 Millionen Jahren ausgestorbenen sauropoden Dinosaurier so gigantische Ausmaße annehmen konnten und wie ihre Körper funktionierten.

Mit einer Art „künstlichem Magen“ wollen die Forscher errechnen, wie gut damals die Nährstoffzufuhr der Pflanzenfresser war. Heute nimmt man an, dass sie sich vor allem von Gingko und anderen Pflanzen ernährten, die heute auf der Speisekarte der meisten Tiere fehlen. „In Fermentationskammern wollen wir Material von derartigen Pflanzen ‚verdauen‘ und so überprüfen, wieviele Nährstoffe und Kohlenhydrate sie lieferten“, erklärt Dino-Forscher Dr. Martin Sander. Der Bonner Wissenschaftler hofft so unter anderem zu erfahren, wieviel Energie die Sauropoden mit der Nahrung aufnehmen konnten, wieviel sie aber andererseits für Bewegung, Vermehrung, Wachstum und Atmung wieder verbrauchten.

Körpergröße entscheidend

„Die Körpergröße ist das fundamentalste Merkmal, das die Ökologie eines Tieres bestimmt“, erklärt Privatdozent Sander. Der Paläontologe koordiniert das Projekt, an dem neben der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität auch die Hochschulen aus Berlin, Bochum, Flensburg, Lausanne, München, Tübingen und Wien beteiligt sind. „Zunächst wollen wir vor allem die Biologie der Riesensaurier besser verstehen“, erklärt Sander. Dazu wollen die Wissenschaftler unter anderem die Wachstumsrate der gigantischen Tiere bestimmen. Physikalisch-chemische Analysen von Knochenfunden lassen Rückschlüsse auf ihre Nahrung zu; andere Teilprojekte gehen zum Beispiel der Frage nach, wie effizient die Atmung der Landbewohner funktionierte.

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Vielleicht beantwortet das Projekt so auch die Frage, warum der Gigantismus im Tierreich eine Sackgasse war und die Ära der Riesen-Dinos vor 65 Millionen Jahren plötzlich zu Ende ging.

Die Gruppe mit dem Titel „Biology of the Sauropod Dinosaurs: The Evolution of Gigantism“ vereint Forscher aus der Paläontologie, Zoologie und Biomechanik von insgesamt acht Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die DFG fördert das Projekt in den nächsten drei Jahren mit 1,4 Millionen Euro.

(idw – Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 16.02.2004 – AHE)

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