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Medizin

Influenza-Pandemie innerhalb der nächsten Monate?

Vogelgrippe in Russland angekommen, Deutschland unzureichend vorbereitet

Droht Deutschland eine Vogelgrippe- Epidemie? Nach Ansicht von Seuchenexperten ist das „Ob“ nicht mehr fraglich, offen sei nur noch das „Wann“. Möglicherweise könnte die Pandemie sogar nur noch eine Frage von Monaten sein, immerhin hat das Virus inzwischen bereits Russland erreicht.

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„Wir erwarten eine verheerende Influenza-Pandemie innerhalb der kommenden Monate in Deutschland“ – mit dieser erschreckenden Nachricht bilanziert Adel Massaad, Leiter des deutschen Instituts für Gesundheitsaufklärung (IFGA) seine weltweit durchgeführten Rechercheergebnisse. Besondere Brisanz erhält das Thema, da Unterlagen vorliegen, aus denen hervorgeht, dass die Gesundheitsminister der Länder keine entsprechende Vorsorge getätigt haben. Ohne umfassende Vorbereitungsmaßnahmen und Bevorratung mit dem Wirkstoff drohen Deutschland nach Modellrechnungen jedoch mindestens 160.000 Tote, etwa 20 Millionen zusätzliche Arztbesuche und 600.000 stationär zu behandelnde Patienten.

Alexander Kekulé, Direktor des Instituts für medizinische Mikrobiologie an der Universität Halle und Berater der Bundesregierung beim nationalen Seuchenschutz, hatte bereits Ende Juni in der Zeitung „Die Zeit“ erklärt, Deutschland sei auf eine Grippe-Pandemie „nicht vorbereitet. „Der vorliegende Entwurf eines Pandemieplans ist unvollständig, Bund und Länder streiten um Zuständigkeiten und die Finanzierung“, so der Seuchen-Experte. „Nicht einmal die im Ernstfall einsatzbereiten Kliniken stehen fest. Niemand hat Medikamente, Atemmasken und anderes Verbrauchsmaterial eingelagert. Die dringendste Aufgabe jedoch wäre eine Bevorratung mit dem Grippemittel Tamiflu“, betont der Wissenschaftler.

Die IFGA geht in ihrer Kritik sogar noch weiter: „Die aktuell veröffentlichten Meldungen der deutschen Gesundheitsministerien der Länder entsprechen nicht der Wahrheit.“ Dem Institut liegen Informationen vor, aus denen hervorgeht, dass beispielsweise NRW nur für rund 17,4 Millionen Euro den laut WHO-Pandemieplan vorgesehenen antiviralen Wirkstoff Oseltamivir geordert hat. „In der vom NRW-Ministerium am Ende Juli 2005 veröffentlichten Pressemeldung steht, dass NRW den lebenswichtigen Wirkstoff in einer Menge von 33,4 Millionen Euro für die Bevölkerung bestellt hat. Das ist falsch. Tatsächlich wurde nur für rund 50 Prozent der angekündigten Summe bestellt. Man wiegt hier die Bevölkerung in einer trügerischen Sicherheit“, so die IFGA.

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Alarmstimmung herrscht momentan nicht nur in insgesamt elf asiatischen Ländern, sondern auch in Russland, wo sich das Virus gerade ausbreitet. „Russland ist nur zwei Flugstunden von Deutschland entfernt. Gegen das neue Virus gibt es keinen Impfstoff“, warnt die IFGA. „Sollten die verantwortlichen Stellen weiterhin den Kopf in den Sand stecken und auch jetzt nicht den dringend empfohlenen Pandemieplan der Weltgesundheitsbehörde (WHO) umsetzen, droht spätestens im kommenden Jahr die Katastrophe.“

(Institut für Gesundheitsaufklärung (IFGA), Die Zeit, 04.08.2005 – NPO)

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