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Medizin

Akupunktur hilft bei Arthrose

Echte Akupunkturpunkte wirksamer als „Scheinpunkte“

Akupunktur kann bei Patienten, die unter Kniearthrose leiden, Schmerzen lindern und die Gelenksfunktion verbessern. So lautet das Ergebnis einer Studie am Berliner Universitätsklinikum Charité mit 300 Arthrose-Patienten, die jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Lancet“ publiziert wurde.

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„Ein einmaliger Akupunkturzyklus bringt den Patienten nachweislich eine spürbare Besserung für die Dauer von mindestens acht Wochen“, so Erstautorin Dr. Claudia Witt vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité. „Unsere Studie belegt zudem, dass es durchaus einen Unterschied macht, ob die Nadeln an ‚richtigen‘ Akupunkturpunkten gesetzt werden oder nur zum Schein an der Oberfläche.“

Für die Studie wurden rund 300 Patienten, die aufgrund einer Kniegelenksarthrose unter chronischen Schmerzen litten, nach dem Zufallsprinzip entweder einer Akupunkturgruppe, einer Minimal- bzw. Schein-Akupunkturgruppe oder einer Warteliste zugeteilt. Die Teilnehmer der Akupunkturgruppe erhielten innerhalb von acht Wochen zwölf Behandlungen nach den Regeln der fernöstlichen Heilkunst, bei den Patienten der Schein-Akupunkturgruppe setzten die Ärzte die Nadeln hingegen nur oberflächlich an.

Die Patienten aller drei Gruppen durften bei Bedarf Schmerzmittel einnehmen und machten vor Studienbeginn sowie nach zwei, sechs und zwölf Monaten in standardisierten Fragebögen Angaben zu ihren Arthrosesymptomen wie Schmerzen („Wie starke Schmerzen haben Sie nachts im Bett?“), Steifigkeit („Wie stark ist die Steifigkeit nach dem Erwachen am Morgen?“) oder Funktionsstörungen („Wie groß sind Ihre Schwierigkeiten beim Einsteigen ins Auto?“). Für die Angaben diente eine Skala von Null = keine Schmerzen oder Schwierigkeiten bis 100 = extreme Schmerzen oder Schwierigkeiten.

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Die Auswertung des Arthrosefragebogens WOMAC („Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis“) ergab: Nach acht Wochen hatten die Patienten der Akupunkturgruppe mit 27 Punkten deutlich weniger Beschwerden als die Teilnehmer der Scheinakupunkturgruppe, die im Schnitt auf 36 Punkte kamen; bei der unbehandelten Wartegruppe belief sich der Beschwerden-Index auf stattliche 50 Punkte. Nach sechs Monaten war der Effekt der Akupunkturbehandlung abgeschwächt. Der Verbrauch von Schmerzmitteln blieb in allen drei Gruppen gleich.

„Unsere Studie spricht dafür, dass Akupunktur bei Patienten mit Arthroseschmerzen von den Krankenkassen erstattet werden sollte“, erklärt Studienleiter Professor Dr. Stefan Willich, Direktor des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie an der Charité.

Kniegelenksarthrose ist eine häufige Erkrankung, die Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland klagt über Gelenkbeschwerden, 50.000 Patienten erhalten jedes Jahr ein künstliches Kniegelenk. Wegen der befürchteten Nebenwirkungen von Schmerzmitteln lassen sich Arthrosepatienten zunehmend akupunktieren. Die Wirksamkeit der Akupunkturbehandlung war bislang jedoch nicht eindeutig geklärt.

(Charité-Universitätsmedizin Berlin, 15.07.2005 – NPO)

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