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Bildung

PISA 2003: Silberstreif in Sicht?

Fortschritte sichtbar, aber soziales Bildungsgefälle bleibt

Verhaltenes Aufatmen an der deutschen Bildungsfront: Die am Donnerstag vorgestellten Ergebnisse der PISA-Ländervergleichs 2003 sind nicht so schlecht wie befürchtet. Alle Bundesländer konnten sich gegenüber 2001 sogar leicht verbessern. An der Spitze liegt dabei erneut Bayern, die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen sind Schlusslicht.

Verbesserungen sichtbar…

Das gute Abscheiden des Freistaats war nicht überraschend, wohl aber die Tatsache, dass Bayern im Mathematikvergleich mit Platz fünf sogar in die Weltspitze aufstieg: Die bayrischen 15-jährigen rangierten direkt hinter Japan und nur elf Punkte hinter den als vorbildlich geltenden Finnen. Auch bei den anderen Ländern zeigten sich deutliche Fortschritte: Sachsen-Anhalt verbesserte sich um ein Lernjahr und liegt jetzt einen Platz über dem OECD-Durchschnitt. Schlusslicht Bremen kletterte immerhin um 19 Punkte und platzierte sich auf dem 40. Platz.

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Nach Auffassung des Deutschen Philologenverbandes haben sich im Bundesländervergleich der PISA-Studie 2003 wiederum die Länder an die Spitze gesetzt, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten konsequent auf schulische Leistungsförderung gesetzt haben. „Mit Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen bilden drei Länder die PISA-Spitzengruppe, die in ihrer Schulpolitik neben dem Prinzip Fördern auch das Prinzip Fordern niemals vernachlässigt haben“, sagte der DPhV-Bundesvorsitzende Heinz-Peter Meidinger.

…doch soziale Schere klafft weiter

Demgegenüber kritisieren jedoch andere, darunter der Bundeselternsprecher Winfried Steiner, dass sich beispielsweise bei der Lesekompetenz nichts verbessert habe. Ernüchtern sei auch, dass in keinem anderen Land der Welt der Bildungsstand so stark von der sozialen Herkunft der Schüler abhänge.

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„Deutschland hat nicht nur ein gravierendes Leistungsproblem, sondern auch ein besorgniserregendes Gerechtigkeitsproblem. Das gilt für die schulische Bildung wie auch für die Weiterbildung“, so der Kommentar von Hans Ulrich Nordhaus, Vorsitzender der Konzertierten Aktion Weiterbildung (KAW). Zwar ließen sich in Deutschland bei PISA 2003 gegenüber der 2000er Studie Verbesserungen feststellen, diese seien aber ausschließlich auf die Verbesserungen in Gymnasien zurückzuführen. In den Hauptschulen habe sich seither nichts getan.

Die PISA-Studie zeige auch erneut den Zusammenhang von Migrationshintergrund und Bildungserfolg. „Mit rund 10 Prozent Ausländeranteil müssen Deutschlands Schulen gegenüber Ländern wie Finnland mit einem Anteil von 1,2 Prozent weitaus mehr Integrationsarbeit leisten. Mit ernüchterndem Ergebnis: 10 Prozent aller Jugendlichen verlassen in Deutschland Jahr für Jahr die Schule ohne einen Schulabschluss.“

Auch Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn sieht Handlungsbedarf trotz erster Erfolge: „Die so genannte Risikogruppe ist mit rund 23 Prozent unverändert hoch und viel höher als in vergleichbaren Staaten. Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg ist in Deutschland dramatisch und höher als in jedem anderen vergleichbaren Land.Unser gemeinsames Ziel muss sein, dass jedes Kind bestmöglich gefördert wird.

(BMBF, Deutscher Philologenverband, HU, Aktion Weiterbildung, 15.07.2005 – NPO)

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