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Neurobiologie

Besser sehen und fühlen durch Lärm

Störungen helfen bei Wahrnehmung unterschwelliger Signale

Vibrationstest am Fuß © University of British Columbia

Normalerweise gilt Lärm als lästig und sogar schädlich, wie beispielsweise der Straßen- oder Flugzeuglärm, der Schlafstörungen hervorruft, oder die laute Musik, bei der man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Doch Störungen dieser Art können auch nützlich sein: Sie verhelfen einigen Menschen nicht nur zum besseren Hören, sondern fördern auch andere Sinne wie das Sehen und Fühlen.

Lawrence M. Ward, Forscher der Universität von British Columbia, erklärt: „Es erscheint zwar unlogisch, aber Lärm kann uns helfen, schwache Signale zu sehen, zu hören oder zu fühlen, die wir sonst nicht wahrnehmen könnten.“ Die Wissenschaftler testeten diese Auswirkungen von „Hintergrundrauschen“ am Tastsinn: Alten und jungen Versuchspersonen wurden mithilfe eines Apparats an den Fußsohlen sehr leichte Vibrationen verabreicht. Diese lagen, für sich genommen, unterhalb der normalen Wahrnehmungschwelle und wurden daher erwartungsgemäß von den Probanden auch nicht gespürt.

Doch als die Forscher zufällige Vibrationen hinzufügten – und damit sozusagen „taktilen Lärm“ – konnten die Versuchspersonen plötzlich die ursprünglichen, eigentlich zu schwachen Vibrationen spüren. Dabei allerdings war die Stärke des Lärms entscheidend: „Zu wenig ist nicht genug und zu viel verdeckt einfach nur das Signal“, erklärt Ward. Die optimale Stärke der Störsignale hing dabei sowohl vom Alter der Probanden als auch vom Abstand des Ursprungssignals von der Wahrnehmungsschwelle ab: Je älter die Probanden und je tiefer unter der Schwelle das Signal waren, desto mehr Lärm wurde gebraucht.

„Diese Ergebnisse sind besonders bedeutsam für Menschen, deren Wahrnehmungsschwellen erhöht sind, wie beispielsweise ältere Menschen oder aber Menschen mit unfall- oder krankheitsbedingten Schädigungen des Seh-, Hör- oder Tastvermögens“, so der Forscher weiter. „Wenn wir Lärm zu Signalen hinzufügen, die unter solchen erhöhten Schwellen liegen, könnte dies die Signale wieder wahrnehmbar machen.“

Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte dieser Effekt bei der Entwicklung von Hilfsmitteln sein, die Ältere davor bewahren, hinzufallen – eine der häufigen Ursachen für Immobilität im Alter und Pflegebedürftigkeit. „Es hat sich bereits gezeigt, dass auch andere Arten der Stimulation an den Fußsohlen die Stabilisierungsreaktionen des Körpers und die Gleichgewichtskontrolle beim Stehen verbessern.“

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(American Psychological Society, 06.07.2005 – NPO)

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