Globaler Wandel und Biodiversitätskrise konfrontieren die Umweltforschung mit Problemen von ungeahnter Tragweite. Kann die Wissenschaft diesen Herausforderungen überhaupt gerecht werden? „Ja“ sagen Wissenschaftler aus Gießen, Utrecht, Colorado und Texas in der neuesten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science.
Als Beispiel stellen diem Wissenschaftler zukunftorientierte Forschungsstrategien für eines der populärsten Konzepte der Ökologie vor: die Verknüpfung von Lebensgemeinschaften zu Nahrungsnetzen. Wie die Stabilität des Holzstapels beim Jenga-Spiel nicht von den Eigenschaften einzelner Spielsteine abhängt sondern von Struktur und Spielverlauf, so wird nach den Vorstellungen der Wissenschaftler die Rolle und Überlebensfähigkeit von Arten in Ökosystemen nicht durch feste Eigenschaften bestimmt sondern durch ein dynamisches Netzwerk von Beziehungen zu anderen Organismen.
„Dynamisierung“ heißt nach Ansicht der Forscher die Zauberformel zur Anpassung der Umweltforschung an die Herausforderungen einer sich wandelnden Welt. Daraus lassen sich völlig neue Ansätze und Prioritäten für unser Naturverständnis und für nachhaltiges Management ableiten.
Die schlechte Nachricht sei allerdings, dass es zum Beispiel bei der Planung von Schutzgebieten nicht reichen werde, sich weiterhin auf statische Schlüsselarten von scheinbar herausragender Bedeutung zu konzentrieren. Die gute Nachricht sei aber, dass dynamische Beziehungsgeflechte zwischen Organismen sehr viel belastbarer gegenüber Umweltveränderungen seien als vermutet. Nun gelte es die wissenschaftlichen Grundlagen für ein „elastischeres“ Management ökologischer Netzwerke zu schaffen.
(Universität Gießen, 05.07.2005 – NPO)