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Genetik

Gen für Langzeit-Gedächtnis entdeckt

Neue Wege zur Behandlung von Gedächtnis-Störungen?

Wissenschaftler der Universität Zürich haben nachgewiesen, dass das Langzeit-Gedächtnis beim Menschen mit dem Prion-Gen zusammenhängt, das bisher mit dem Rinderwahn und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit in Verbindung gebracht wurde.

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Wie ist es möglich, dass man sich an Ereignisse erinnern kann, die Jahre zurückliegen? Der amerikanische Nobelpreisträger Eric Kandel hat vor zwei Jahren anhand von Tierexperimenten vermutet, dass Proteine mit der Eigenschaft, eine Prion-ähnliche Struktur anzunehmen, für die Bildung des Langzeitgedächtnisses mitverantwortlich sind. Nun haben Wissenschaftler der Universität Zürich erste Hinweise gefunden, dass dieser Mechanismus auch beim Menschen eine Rolle spielen könnte.

Das Forscherteam um Andreas Papassotiropoulos und Dominique de Quervain von der Abteilung für Psychiatrische Forschung der Universität Zürich konnte zeigen, dass das Prion-Gen mit dem Langzeit-Gedächtnis eng zusammenhängt. Dieses Gen kommt beim gesunden Menschen in zwei Varianten (129-Met und 129-Val) vor. Die Forscher haben jetzt nachgewiesen, dass Träger der 129-Met Variante im Vergleich zu Trägern der 129-Val Variante bessere Langzeit-Gedächtnisleistungen haben.

„Das Prion-Gen ist durch seine Rolle beim Rinderwahn und bei der Jakob-Creutzfeldt Krankheit bekannt geworden. Bisher wusste man allerdings nichts über seine normale Funktion beim Menschen. Die Ergebnisse unserer Studie liefern nun erste Hinweise dafür, dass dieses Gen bei normalen Gedächtnisprozessen eine Rolle spielt“, sagt Professor Andreas Papassotiropoulos, Leiter der Forschergruppe „Klinische Genetik“ der Abteilung für Psychiatrische Forschung.

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Stabile Verbindungen zwischen Nervenzellen nötig

„Damit Informationen vom Kurzzeitgedächtnis in den Langzeitspeicher gelangen können, müssen stabile Verbindungen zwischen den Nervenzellen gebildet werden. Genau diesen Prozess könnten Proteine, die Prion-ähnliche Struktur annehmen können, unterstützen. Hierzu haben wir weitere Studien geplant“, sagt Professor Dominique de Quervain, Leiter der Forschergruppe „Gedächtnis“ der Abteilung für Psychiatrische Forschung.

Mit dieser Studie ist es den Zürcher Forschern gelungen, erstmals ein Gen für das Langzeitgedächtnis beim Menschen zu identifizieren. Die Wissenschaftler hoffen, dass die Entdeckung dieses und anderer Gene zum Verständnis der Funktionsweise des menschlichen Gedächtnisses beitragen wird und dass dadurch neue Wege zur Behandlung von Gedächtnis-Störungen ermöglicht werden.

Die Forscher berichten über ihre Ergebnisse in der Online-Ausgabe der englischen Wissenschaftszeitschrift Human Molecular Genetics.

(idw – Universität Zürich, 01.07.2005 – DLO)

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