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Medizin

Aids: 2. Nacht der Solidarität

Bürger fordern am 2. Juli 2005 mehr Engagement bei der Aids-Bekämpfung

Am 2. Juli findet die zweite bundesweite Nacht der Solidarität des Aktionsbündnisses gegen Aids statt. Am Samstag werden Bürgerinnen und Bürger in über 80 Städten mehr Regierungsengagement in der Aids-Bekämpfung fordern. Hilfswerke, Eine-Welt-Gruppen, Kirchengemeinden sowie AIDS-Hilfen setzen sich mit vielfältigen Aktionen für umfassende Informationen, Prävention sowie bessere Behandlungsmöglichkeiten von Menschen mit HIV/Aids ein.

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Alle Solidaritätsveranstaltungen, ob rote Lichterschleife, 12-Stunden-Fackellauf, Jazzkonzert oder Gottesdienst, appellieren auch an Bundeskanzler Gerhard Schröder, den bevorstehenden G8-Gipfel zu nutzen, um endlich neue konkrete Zusagen zur politischen und finanziellen Unterstützung der Aidsarbeit zu geben.

„Die Bundesregierung ist in der Bekämpfung der weltweiten Aids-Epidemie

nach wie vor wenig sichtbar“, sagt Jürgen Hammelehle vom Aktionsbündnis gegen AIDS. „So bleibt Deutschlands Beitrag zum Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria immer noch weit hinter dem Engagement anderer Industrieländer zurück.“

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Appell an G8-Staaten und Pharmaindustrie

Auf dem G8-Gipfel der führenden Wirtschaftsnationen vom 6. bis 8. Juli 2005 in Schottland soll darüber gesprochen werden, wie die Armut vor allem in Afrika reduziert werden kann.

„Wenn die Aids-Bekämpfung nicht ausgeweitet wird, bleiben die internationalen Entwicklungsziele für Afrika ein Traum“ kommentiert Hammelehle. HIV/Aids bedroht in ärmeren Ländern nicht nur die öffentliche Gesundheit. Die Auswirkungen der Krankheit richten auch volkswirtschaftlich riesigen Schaden an und verschlechtern die Entwicklungschancen noch weiter.

Viele Organisationen beteiligen sich während der Nacht der Solidarität zudem an der Pharma-Aktion des Aktionsbündnisses. Dabei werden Schachteln verteilt, die wie eine Medikamentenverpackung aussehen. Mit ihnen werden sechs Pharma-Unternehmen dazu aufgefordert, die Aids-Medikamente zu Preisen zu verkaufen, die sich die Menschen in Entwicklungsländern leisten können. Der Verzicht auf die Durchsetzung von Patenten in Entwicklungsländern soll lokale Produktion und den Export von günstigen Generika ermöglichen. Zudem fordert das Bündnis die Pharmafirmen auf, Dosierungen und Darreichungsformen für die Behandlung von Kindern auf den Markt zu bringen, da weltweit 2,2 Millionen Kinder mit HIV/Aids leben.

Afrika: Zwei Drittel der HIV-infizierten Jugendlichen sind weiblich

„Wir fordern die Bundesregierung auf, sich noch stärker im Kampf gegen HIV/Aids zu engagieren. Ein Schwerpunkt muss dabei die HIV-Prävention in Entwicklungsländern sein. Nur so kann die Ausbreitung der Seuche gestoppt werden“ fordert Renate Bähr von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW), die mehr als 80 andere kirchliche und zivilgesellschaftliche Organisationen zum Aktionsbündnis gegen AIDS gehört.

„Jedes Jahr infizieren sich fünf Millionen Menschen mit HIV. Mehr als die Hälfte von ihnen sind junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren“, erläutert Bähr. „Mädchen und junge Frauen in Afrika sind besonders gefährdet. Sie haben ein mehr als doppelt so hohes Infektionsrisiko wie Männer derselben Altersgruppe in dieser Region.“ Beispielsweise sind 6 Prozent der kenianischen Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren HIV-infiziert und 1,3 Prozent der jungen kenianischen Männer.

Mädchen werden in Afrika häufig schon sehr früh von ihren Eltern verheiratet. Meistens haben sie einen älteren Ehemann, der bereits sexuelle Beziehungen hatte und womöglich schon mit dem HI-Virus infiziert ist. „Abstinenz und eheliche Treue sind für diese Frauen kein geeignetes Mittel im Kampf gegen HIV/Aids, obwohl die US-Regierung und auch die Regierungen einiger Entwicklungsländer dies empfehlen“, so Bähr. „Nur durch die Stärkung des Selbstbewusstseins von Mädchen sowie durch Sexualaufklärung und die Bereitstellung von Kondomen kann die rasante Ausbreitung von HIV/Aids unter Jugendlichen und im Besonderen unter jungen Frauen aufgehalten werden.“

Mikrobizide: HIV-Prävention der Zukunft

Ein weiteres viel versprechendes Präventionsmittel für Frauen sind laut DSW die heute in der Forschung befindlichen Mikrobizide. Mikrobizid-Präparate werden vaginal eingeführt und sollen Frauen dann für mehrere Stunden vor einer HIV-Infektion schützen. „In etwa fünf Jahren dürfte es Mikrobizide geben, die so weit entwickelt sind, dass sie auf den Markt kommen können“, so Bähr. Derzeit werden verschiedene Verabreichungsformen wie Cremes, Gels oder Schaumpräparate entwickelt.

„Mikrobizide würden es Frauen ermöglichen, sich unabhängig von der Zustimmung des Mannes effektiv vor HIV/Aids zu schützen“, hebt Bähr hervor. „Das wäre ein wesentlicher Schritt vorwärts im Kampf gegen HIV/Aids. Deshalb sollte mehr in die Forschung von Mikrobiziden investiert werden.“

(Aktionsbündnis gegen AIDS, DSW, 30.06.2005 – DLO)

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